Spoilers. D'uh.
Nach dem spektakulären in medias res-Opening des 2. Teils beginnt Uncharted 3 angenehm ruhig, geradezu zurückhaltend. Nate ist auf der Suche nach dem verlorenen Schatz seines "Vorfahren" Sir Francis Drake und das ganze Spiel hat ein deutlich stärkeres Indiana Jones-Feeling als sein Vorgänger. Zwar war Nathan Drake von Anfang an eine Art moderner Indy, doch Uncharted 3 nimmt sich öfters die Zeit den Spielverlauf deutlich zu verlangsamen um euch (für ein Spiel dieser Art) überraschend clevere Rätsel vorzusetzen. Wenn Nate sein Tagebuch studieren muss um in einer Höhle an genau dem richtigen Punkt zu stehen um einen Geheimgang zu finden, fühlt man sich viel mehr wie ein echter Schatzsucher als in den zahlreichen Actionsequenzen.
Wie schon in den beiden Vorgängern hat der Schurke (nennen wir sie mal Helen Mirren) eine ganze Armee von Kanonenfutter die nur auf euch wartet, einer nach dem anderen erledigt zu werden. Natürlich ist das Niedermähen von hunderten von Handlangern nichts neues für den durchschnittlichen Gamer, doch in Uncharted wirkt die schiere Zahl der Gegner immer ein bisschen lächerlich. Vielleicht liegt das auch daran, dass eine weitere Schießerei zwischen hüfthohen Mauern einfach so ausgelutscht wirkt, im Vergleich zu dem, was die Jungs von Naughty Dog sonst auf dem Kasten haben.
Eine der besten und größten Actionszenen im Spiel war witzigerweise einer der größten Schwachpunkte des Spiels. Auf der Suche nach Sully legt sich Drake mit einer Bande von Piraten an, kämpft sich dabei durch einen Schiffsfriedhof um schließlich einen Luxus Liner zu entern. Während den Kämpfen kommt es zu einer Explosion und Nate muss sich aus dem sinkenden Schiff heraus kämpfen.
Es ist vom Aufbau her eine grandiose Szene und Nates Flucht durch das sinkende Schiff und besonders den gedrehten Ballsaal war für ein absoluter Höhepunkt. Das Problem ist, dass der gesamte Abschnitt mit den Piraten für die Gesamthandlung völlig belanglos ist.
Sully war nie auf dem Schiff, Nathan hat sich völlig umsonst durch hunderte von Piraten geschossen. Und damit wären wir bei dem zentralen Problem von U3 angekommen. Es liefert Set-Piece um Set-Piece voller geiler Action in dem Versuch Among Thieves zu überbieten. Während die Handlung und Rätsel einem klaren roten Faden folgen, wirken die Actionszenen mehr zwanghaft ins Spiel gequetscht. Set-Piece Action nur um ihrer selbst willen. Das Kapitel Sink or Swim wäre für sich alleine genommen ein großartiges Finale für ein Uncharted-Abenteuer sein können, doch so geht es einfach im Gesamtkontext unter (pun intended) weil es kaum etwas mit der Story zu tun hat.
Im letzten Drittel kommt es dann schließlich zum Kampf auf dem Flugzeug und der Absturz in der Wüste. Die Szene an sich ist großartig inszeniert und macht im Gegensatz zu den drei Stunden davor auch Sinn für die Handlung. Nates Odysee durch die Wüste dagegen wirkt sehr gehetzt und hinterlässt nicht den emotionalen Eindruck den ich mir erhofft hatte.
Dass er mehrere Tage ohne Wasser durch die Wüste irrt, wäre auch ein interessanter Ansatz gewesen die darauf folgenden Schießeren etwas anders zu gestalten, doch Wassermangel interessiert Drake anscheinend ebenso wenig heftige Erfrierungen. Das Kapitel ist zu hektisch, wechselt alle paar Sekunden von Szene zu Szene, ohne, dass diese Zeit hätten zu wirken.
Kurz darauf folgt aber wieder ein grandioser Moment in Form einer Verfolgungsjagd in der Wüste. Nate reitet auf einem Pferd an einen Laster in einer Karawane heran, springt auf den Laster um von dort aus eine Rakete auf den nächste zu feuern und rettet sich zurück auf sein Pferd, bevor der Wagen unter seinen Füßen zusammenbricht. Es ist eine wirklich großartige Szene und passt auch besser zum Indy-Flair.
Das größte Problem von Uncharted 3 ist, dass es halt Uncharted 3 ist. Der 1. Teil war eine nette Hommage an Tomb Raider und Indiana Jones, aber niemand konnte absehen was für ein grandioses Spiel der 2. Teil wurde. Jetzt steht der Uncharted-Name für auf die Spitze getriebene Set-Piece Momente und exzellentes 3rd-Person-Shooter-Gameplay. Dabei hat der 3. Teil Ansätze von einem viel ruhigerem Spiel, das aber irgendwie nicht wirklich zu Geltung kommt, weil man trotzdem bemüht war den Vorgänger zu toppen. Uncharted ist Opfer seines eigenen Erfolgs geworden. Teil 2 wirkt mehr wie aus einem Guss, während Teil 3 einfach zu voll ist. Ein beeindruckendes und spannendes Spiel, aber irgendwie nicht wirklich das was es hätte sein können.
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