Sonntag, 10. Januar 2016

Anime-Review: Gurren Lagann

Heute mal was ganz anderes: Ich versuche meine Gedanken zu einem Anime in Form zu bringen. Obwohl ich bis vor kurzem nicht so wahnsinnig in diesem Medium bewandert hat, schaffte es diese Serie sich in wenigen Folgen direkt in mein Herz zu bohren (Pun intended). Mein Review zu Gurren Lagann

Ich werde mir Mühe geben diesen Artikel so Spoiler-frei wie möglich zu halten. Mir wurde ein zentraler Twist im Voraus gespoilert und verlor dadurch sehr viel von einem Eindruck. Außerdem konzentriere ich mich auf Footage aus der ersten Hälfte der Serie um diverse Überraschungen nicht zu ruinieren.

Hier erst mal obligatorisch das Intro eingefügt.

 
Um was geht's? Simon und Kamina wohnen wie der Rest der Menschheit in einem von zahlreichen unterirdischen Dörfern. Kamina sieht seine Zukunft aber an der Oberfläche und möchte zusammen mit seinem Blutsbruder Simon aus ihrer Heimat entkommen. Dieser Wunsch erfüllt sich als das Dorf eines Tages von einem Gunmen - wie Mecha in diesem Universum heißen - angegriffen wird. An der Oberfläche angekommen finden sich Kamina und Simon bald als Anführer einer Revolution gegen die Beastmen, welche die Oberfläche beherrschen. 

Obwohl die Serie eine relativ große Supporting Cast hat, lässt sich die Zahl der wichtigen Charaktere auf eine Handvoll reduzieren. Da wäre allem voran der Anführer des Team Dai Gurren und großartigster Charakter aller Zeiten: Kamina. Selten strahlte eine Figur so viel Bravado aus. Kamina weiß, dass er ist zu Großem geboren ist und nichts wird ihn aufhalten.
Doch was Kamina zu einem noch viel interessanterem Charakter macht ist sein Bro' Simon. Trotz all' seiner großen Reden brauchen die beiden einander. Simon macht als der jüngste der zentralen Charaktere auch die größte Wandlung durch (mehr zu sagen wäre ein harter Spoiler) und es macht viel Freude seinen Weg zu beobachten.

Auf der Seite der Beastman steht Captain Viral als primärer Antagonist für die Helden. Angetrieben von seiner Rivalität mit dem "nackten Affen" Kamina hat Viral den besten Character-Arc der Serie. Erneut, ich tue mich schwer viel über diese Serie zu sagen ohne zu spoilern.
Zurück zum grundlegenden Set-Up: Simon entdeckt in der ersten Folge unter der Erde einen Kopf-förmigen Gunman, der Lagann getauft wird und kurz darauf gelingt es Kamina selbst einen Roboter zu kapern, den er Gurren nennt. 

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Diese Szene aus der 3. Folge zeigt recht klar, was einen in Tengen Toppa Gurren Lagann (so der vollständige japanische Titel) erwartet. Große Roboter die sich verkloppen, Freundschaft, Durchsetzungsvermögen, sowie Kampftechniken und Verwandlungen die jeglicher Beschreibung strotzen. (Außerdem Brüste die jeglicher Beschreibung strotzen.) Tatsächlich ist die Action oft dermaßen übertrieben, dass es sich fast schon mehr wie eine Genre-Parodie anfühlt.

Noch kenne ich nicht viel von den berühmten Mecha-Anime wie Gundam oder Evangelion, aber ich habe teilweise fast schon das Gefühl, dass mich Gurren Lagann für alles was darauf folgt einfach völlig verdorben hat. Jedes Element dieser Serie ist Verkörperung von "Cranked up to 11".
Die Actionszenen müssen sich selbst einfach konstant toppen. Die Roboter bewegen sich elegant und geradezu organisch, was zu einigen großartigen und witzigen Momenten führt. Natürlich hat jeder neue Angriff auch einen dramatischen Namen der jedes mal laut gerufen werden muss.

Zentral für diese Serie ist außerdem ein Element das hier Kampfgeist genannt wird. Dass Anime-Helden oft Kraft aus ihren Emotionen ziehen und sich weigern auch in der dunkelsten Stunde klein beizugeben ist ein altbekanntes Trope. In Gurren Lagann geht das so weit, dass der titelgebende Mecha selbst vom Kampfgeist seiner Piloten angetrieben werden. Doch wie auch die Action-Szenen zeichnen sich diese Momente hier durch ihre maßlose Übertreibung aus. 
Es werden Reden geschwungen die jeden Hollywood Motivating Speech Supercut vor Scham erröten lassen würden. Das Team Dai Gurren interessiert sich nicht dafür wie ihre Chancen stehen, wie stark oder zahlreich ihre Gegner sind oder ob es das Schicksal oder Gott selbst auf sie abgesehen hat. Wenn es im Weg ist, ist es das nicht lange.
Dabei ist die Serie bei weitem nicht ohne Mängel. Obwohl es keine wirklichen Filler-Folgen gibt (selbst die Episode im Badhaus ist wichtig), bremst die Serie manchmal kurz aus um einen neuen Status Quo zu etablieren, dabei bleibt der Wahnsinn kurzzeitig etwas auf der Strecke. Doch recht schnell nimmt Gurren Lagann wieder Fahrt auf, immerhin gibt es eine vorhergegangene Action-Szene zu überbieten und eine noch wahnsinnigere Rede zu halten.


Ein weiteres Problem ist, dass viele der Nebencharaktere etwas unterentwickelt sind. Klar haben wir das zentrale Trio des Team Gurren und noch 2-3 andere Charaktere, aber ein Großteil der Supporting Cast kommt nie über Running Gag-Lieferanten-Status hinaus, was gerade im Finale ein bisschen schade ist.



Star der Show (selbstverständlich nach dem Großartigen Kamina) ist der titelgebende Mecha selbst. Ich liebe dieses Design. Hab ja auch gleich eine Figur dazu kaufen müssen. Als Fusion aus den zwei ersten Gunmen hat Gurren Lagann vor allem ein zentrales Feature, nämlich ein breites Grinsen in seinem Torso und eine riesige Sonnenbrille die als Nah- oder Fernkampfwaffe benutzt werden kann. Besonders amüsant ist auch die Fähigkeit der Gunmen die Gesichtsausdrücke ihrer Piloten zu spiegeln. 
Gurren Lagann entdeckt regelmäßig neue Fähigkeiten oder Techniken, so, dass die Giant Fucking Robot-Fights (TM) nie langweilig werden. Sofern ihr Bohrer mögt.


Dabei spiegelt sich aber so ein bisschen das Problem der Supporting Cast wieder, dass die anderen Gunmen nicht wirklich genug Zeit im Rampenlicht bekommen. Einige der Designs sind zwar nicht schlecht, aber man bekommt nie ein wirklich gutes Gefühl dafür, was die anderen Gunmen oder ihre Piloten so können.

Optisch beeindruckt Gurren Lagann mit wunderschönen, beeindruckenden Bildern, nur um dann aus Spaß an der Freude wieder in sehr simple Bilder zu verfallen. Man ist sich auf jeden Fall nicht zu schade in Anime-Klischees wie sehr simplifizierte Gesichter zu verfallen.


Erwähnenswert ist außerdem noch Folge 4, die von einem Gast-Regisseur übernommen wurde. Der Animations-Stil und die Figuren wirken in dieser Episode sehr merkwürdig. Man sollte sich aber davon nicht abschrecken lassen, da es sich um einen Einzelfall handelt.

Die Musik
Interessant ist auch der Soundtrack, der eine ziemlich bunte Mischung aus allen möglichen Genres anbietet. Darunter epische Schlacht-Musik, die den Kampf gegen die Beastman mit einer Mischung aus Orchesterklängen und elektronischer Musik untermalt. 

Und natürlich noch das Main Theme Fight the Power, welches das generelle Motiv der Serie wiederspiegelt. Alleine ist es vielleicht ein bisschen Anstrengend wenn man kein Fan von Rap-Musik ist, aber es nimmt nochmals völlig andere Dimensionen an, wenn es im Finale mit Oper-artigem Gesang vereint wird. (Soundtrack Spoiler)

Die Serie umfasst 27 Folgen und ist auf deutsch auf DVD erhältlich, in englisch auch auf Blu-ray. Außerdem ist die ganze Serie (zumindest im Moment) im deutschen Netflix Angebot zu finden. 
Ich habe mich noch nicht ganz entschieden ob mir die deutsche Synchro nicht sogar lieber ist als die englische. Es existiert außerdem ein Film, der die Handlung auf 2 Stunden reduziert. Das ist aber kein simpler Zusammenschnitt sondern ist anscheinend komplett neu produziert, gesehen habe ich ihn aber noch nicht.

Fazit: 
Best. Logo. Ever.
Im Großen und Ganzen kenne ich nicht so wahnsinnig viele Anime Serien. Aber selten habe ich eine Serie erlebt die so viel Awesome (TM) bietet. Roboter, Kämpfe, geradezu lächerlich freizügige Kostüme, alles so übertrieben wie nur irgendwie möglich.
Ja, es ist oft dämlich. Es bedient trotz allem zahlreiche Anime-Klischees und je nachdem wie ihr mit dem Medium umgeht findet ihr das entweder witzig oder nur furchtbar dämlich. Mit Bohrern als zentrales Design-Element und Weapon-of-choice des Helden lassen sich diverse Anspielungen auch kaum vermeiden.

Es hat einen großen Roboter der eine Sonnenbrille auf der Brust trägt. Wenn ihr an diesem Punkt glaubt, dass euch die Serie nicht gefallen wird, kann ich euch auch nicht mehr helfen. 

Wertung: Riesenbohrer / 10

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