Die Videospielindustrie basiert zu einem großen Teil auf der frickeligen Beziehung zwischen Publisher und Presse. Manchmal hat man den Eindruck, die Publisher sehen die Presse nur als Verlängerung ihrer Marketing Abteilung und haben fest im Griff, wer was wann zu sehen bekommt. Das ist ihr gutes Recht, ist ja auch ihr Spiel. Eine Anekdote von Leisure Suit Larry-Erfinder Al Lowe, lässt einen aber an diesem Model zweifeln. Und mich an meiner gewählte Profession.
Leisure Suit Larry ist eine Point & Click-Adventure Serie aus der goldenen Ära (Ende 80er, Anfang 90er) des Genres. Man spielte den liebenswerten Loser Larry Laffer, dessen einziges Ziel in jedem Spiel war eine der vielen Damen ins Bett zu bekommen.
Al Lowe hat beschlossen auf der Kickstarter-Welle mitzureiten um ein Remake des ersten Larry Spiels, Land of the Lounge Lizards, zu finanzieren, aber das nur nebenbei.
1996 erschien das vorerst letzte Larry-Spiel, Love for Sail. 2 Jahre später hatte das Genre seinen letzten großen Hit mit Tim Schafers Grim Fandango bevor Jahre lang Flaute herrschte. Und 2003 passierte dann das hier.
In Leisure Suit Larry: Magna Cum Laude übernimmt Larrys Neffe Larry Lovage die Hauptrolle. Publisher Vivendi wollte an den Erfolg der alten Teile anknüpfen und herraus kam eine groteske Minispielsammlung. Al Lowe wollte am Spiel beteiligt sein, aber erst gegen Ende der Entwicklung wurde er darauf angesprochen, wie er in einem Interview erzählt:
“Towards the end they came to me and said, ‘This game needs help.’ I said, ‘Well, maybe, what are we talking about?’ Well first you’ve got to sign a non-disclosure agreement, then you have to sign a contract that says you will only say good things about the game, and for that we’ll give you some money’”, Lowe recalled.“And I said, ‘Wait a minute, I haven’t even seen the game yet and you want me to say that I’ll never say anything bad about it? How bad is it? ‘Pretty bad.’”Lowe declined to participate in the game at this point, and realized he made the right decision after purchasing and playing the game himself.
Das ist doch krass, oder? Es ist klar, dass solche oder ähnliche Verträge in der Branche üblich sind, aber es ist etwas ganz anderes das mal so direkt zu lesen! Stellt euch mal vor, Lowe hätte den Vertrag unterschrieben, dann wäre er auf irgendwelchen Events dabei gewesen und hätte erzählt, wie großartig es doch ist, dass Larry Laffer endlich einen Erben hätte.
Es ist einer dieser Momente, bei denen ich, als angehender Spiele-Journalist, an dieser ganzen Industrie zweifle. Public Relations ist eine Sache, aber jemanden vertraglich dazu zu zwingen nur gute Dinge über ein Spiel zu sagen ist böse.
Es bestätigt was Gunnar Lott auf der LANgen Nacht der Spielkultur in Karlsruhe letztes Jahr gesagt hat. Ich zitiere aus Patriks Zusammenfassung über die Diskussion:
Das soll daher kommen, dass die Presseabteilungen der großen Firmen ein Informationsmonopol für sich beanspruchen und streng kontrollieren, was wann nach außen dringt. Selbst die Programmierer würden vor öffentlichen Auftritten gezielt auf Marketingsprech getrimmt, es sei „jedes Wort eintrainiert“, sodass die Redakteure sich nur auf Werbephrasen als wichtigste Quelle verlassen könnten.
Was mir an Events wie der Gamescom am meisten Spaß macht sind Gespräche direkt mit den Entwicklern. Die sind immer so begeistert von ihren Spielen und es macht wirklich Spaß mit ihnen zu reden. Und natürlich bekommen die von oben gesagt über was die reden dürfen und was nicht. Aber der Gedanke, dass all ihre Begeisterung erzwungen sein könnte, frustriert mich einfach ungemein.
Dieser Mann ist natürlich die Ausnahme von der Regel |
Als Journalist ist meine Aufgabe objektiv über solche Spiele zu berichten. Aber wenn ich mich nicht so sehr für dieses Medium begeistern würde, wo wäre dann da der Spaß? Ich mache gerne bei einem ordentlichen Hype mit, aber ist es zuviel verlangt, dabei nicht verarscht zu werden?
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