Montag, 23. August 2010

GamesCom 2010: BPjM, USK und der Gesetzgeber

Da läuft man friedlich durch eine Halle auf der GamesCom, denkt an nichts Böses und plötzlich steht man vor einem Stand der BPjM. Was haben die denn hier zu suchen? Ist ja nicht so, als ob EA bei Veranstaltungen vom AAW auf der Matte steht.
Natürlich konnte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen und habe gleich mal eine Mitarbeiterin der BPjM geschnappt und sie mit Fragen gelöchert. Das Gespräch drehte sich aber irgendwie die meiste Zeit im Kreis. Ich habe leider nicht mitgeschrieben, aber das war ungefähr der grobe Inhalt:
"Warum werden Spiele indiziert, wenn wir doch ein 'Keine Jugenfreigabe'-Rating haben?"
"Das ist für die Spiele die jugendgefährden sind."

"Ja, aber die USK 18er Spiele dürfen doch auch nicht von Jugendlichen gespielt werden."

"Aber die sind schlimmer und dürfen Jugendlichen deswegen gar nicht erst zugänglich gemacht werden."

"Aber es ist doch egal ob die Jugendlichen die Schachtel von
Resident Evil 5 oder Dead Rising sehen. Warum reicht das 'ab 18'-Siegel denn nicht?"
"Ja, wir indizieren ja auch nur die Spiele der die USK keine Freigabe gibt. Da müssen Sie sich an die wenden."

"Okay, aber warum indizieren Sie überhaupt Spiele? Würde die höchste Freigabe nicht ausreichen?"

"Wir halten uns nur an die Richtlinien vom Gesetzgeber. Und überhaupt bekommen ja nur die Spiele keine Freigabe die sich nicht von der USK prüfen lassen wollen."
"Ähm... nein. Es gibt Spiele die bekommen von der USK keine Freigabe."
"Ja, das find ich auch gut so. Dann bekommen das die Kinder nicht zu sehen."

"Aber die Kinder dürfen es doch auch nicht spielen wenn es ein USK Siegel hätte."
"Ja, da müssen Sie sich an die wenden."
Das Gespräch ging noch etwas länger und das ist jetzt auch nicht der genaue Wortlaut, aber die zentralen Punkte sind folgende:
  • Indiziert werden nur die Spiele von den bösen Entwicklern die sich nicht von der USK prüfen lassen wollen.
  • Jugendgefährdende Spiele müssen völlig aus der Öffentlichkeit verbannt werden.
  • Die BPjM arbeitet auch nur mit Richtlienen die der Gesetzgeber ihnen...öhm... gegeben hat.
  • Bitte wenden Sie sich an die USK
Das hab ich dann auch gleich gemacht. Bei der USK habe ich einen netten jungen Mann namens Steffen getroffen, der so nett war nicht ganz so genervt zu kucken als ich ihm Löcher in den Bauch gefragt habe.
Er erklärte mir, dass er selber auch gerne zockt und das es sicher Wege gebe mit dem Thema anders umzugehen, aber sich auch die USK nur an Vorgaben des GESETZGEBERS hält.
Auf die Frage hin, wie das denn jetzt mit digitalen Inhalten und DLC zu indizierten Spielen ist, schien er zwar selbst etwas genervt (vielleicht lag das aber auch an mir), schob das ganze wiederum auf die Anbieter selbst. Wir wissen ja, dass Microsoft da nicht wirklich Intentionen hat sich diesem Problem anzunehmen.

Apropos, sorry wegen dem Einschub, aber das passt hier am besten rein, ich habe Boris Schneider Johne auf der GamesCom getroffen. Ich habe mich vorgestellt, ihm die Hand geschüttelt und gefragt wie es denn mit DLC zu indizierten Spielen steht. Seine Antwort: "Den wird es nie geben. Beschweren Sie sich bei ihrem Lieblingspolitiker." Ich habe nicht erwartet, dass er anders reagiert, aber ich wollte mir die Gelegenheit nicht nehmen lassen ihn einmal persönlich darauf anzusprechen.

Anyway, kur bevor ich Boris getroffen habe wollte ich mir noch ein weiteres Statement von der BPjM abholen und das ganze dieses mal filmen, aber der dort angestellte Pädagoge meinte das wäre keine so gute Idee, weil er dort eben nur angestellt ist und daher kein offizielles Statement für die Behörde abgeben kann. Am Sonntag wäre ein Mitglied des Wertungsgremium am Stand gewesen, aber leider war ich da schon wieder zuhause. So hat er nur betont, dass die BPjM eben auch nur mit Richtlinien arbeitet, die sie vom DEM GESETZGEBER haben.

Also die grundlegende Problematik ist Folgende: So gerne Gamer auch gerne auf der USK oder der BPjM rumhacken, liegt das Problem wohl einzig und allein an diesem dunklen Lord der von seinem mit Schäden und Stacheln geschmücktem Turm das Land terrorisiert. Er nennt sich
DER GESETZGEBER und scheint es bedarf mehr als die leicht ironischen Sticheleien eines gewissen Bloggers dem etwas entgegen zu setzen.

7 Kommentare:

  1. Lol, sehr toll! Netter Artikel!
    Jaja, jeder hält sich an das, was der Chef sagt; nur blöd dass der keine Ahnung davon hat...
    http://xkcd.com/751/
    Wurden eigentlich schon einmal Verschärfungen im Jugendschutz zurückgenommen?

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  2. Hehe, ja, der XKCD bringt es gut auf den Punkt. ^^
    In gewisser Weise gab es eine Entschärfung, als beschlossen wurde, dass eine Freigabe der USK die Indizierung verhindert. Gehörte glaube ich zu den Änderungen die nach Erfurt in Kraft traten. Das ist ja auch das, was Leute wie der Pfeiffer bemängeln. Dass eine USK-Freigabe sowas wie ein "Freischein" für die Entwickler ist.

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  3. Hallo,
    war auch bei der USK, selbe Reaktion auf die Download Frage... zur Prüfstelle bin ich dann erst nicht, war schon sauer. Dafür habe ich mit dem VDVC, Patrik geredet und dem Veranstalter der Eltern Lans. Mist, wir müssen uns das nächste mal treffen, war doch auch Fachbesucher ;-)
    amegas

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  4. Ist ja nicht so, als hätte ich es nicht früh genug angekündigt, oder? Und den VDVC hab ich gar nicht gefunden, mit Patrick hätte ich mich auch gerne mal unterhalten.

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  5. *LOL*
    "Ja, das find ich auch gut so. Dann bekommen das die Kinder nicht zu sehen."
    -
    DER GESETZGEBER: Der Name unseres Feindes ist enthült nun...
    ;-)
    Dass wir bei der Gesetzgebung angreifen müssen um endlich mal von den Index loszukommen war schon lange klar, abe rman sieht ja die super tolle vdvc petition... 632 Stand jetzt... schlimm ist, dass sie ihre Petition selbst abgeschossen haben mit ihren Artikel zur Gamescom dass man die News auf Seite 2 nur noch findet.
    -
    Happy Coding.

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  6. Ich weiß ehrlich nicht, was alle gegen Boris Schneider Johne haben ...

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  7. Ich hab doch gar nichts negatives über ihn gesagt, oder? In diesem Post...

    Ich bin einfach nur angefressen wie er als "Sprecher" für die Xbox Community mit dem Thema umgeht. Letztlich ist das bereitstellen von "jugendgefährdenden" digitalen Inhalten nämlich tatsächlich etwas was mit mehr Aufwand von Seiten Microsofts sicher irgendwie machbar wäre, aber wenn er sagt: "ich weiß, dass euch das nervt, aber das ist halt so, da kann man nichts machen und ich mag eh keine Shooter", dann finde ich das einfach frustrierend.

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