Freitag, 4. Dezember 2009

Brief an die Gamepro

Zuerst ein Statement: Ich habe Modern Warfare 2 immer noch nicht gespielt und weiß auch nicht, wann ich mal dazu komme. Inzwischen hat auch mein Kollege Sir Uruk.Inc von Gamersunity in seinem Review bestätigt, dass die kontroverse Flughafen-Szene nicht wirklich der Bringer ist.

Okay, gut, meinetwegen. Ich hatte gehofft, dass diese Szene etwas wirklich besonderes werden könnte, aber anscheinend ist das eher nicht der Fall. Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung, dass man Spiele-Entwickler einfach mal machen lassen sollte. Das Medium wird sich nie weiterentwickeln wenn es jedesmal zu solchen Debakeln kommt. Es ist ziemlich offensichtlich, dass ich Videospiele mag. Und so sehr ich manchmal die simplen Freuden eines Devil May Cry genieße, gibt es auch oft genug Momente in denen ich merke, dass Spiele so viel mehr sein können. Aber das wird nicht funktionieren, wenn Entwickler sich noch zu sehr darauf konzentrieren durch kontroverse Inhalte möglichst viel (schlechte) Presse auf sich zu ziehen um so die Verkaufszahlen in die Höhe zu schrauben.

So oder so, ich habe der GamePro jetzt einen Leserbrief geschrieben, nachdem die Kolumne über die gekillte Spielekultur über die ich mich bereit bei GU beklagt habe, auch in der neusten Printausgabe drin war. Keine Ahnung ob sie ihn abdrucken, deswegen gibt es ihn erstmal hier.



Hallo GP-Team,
ich lese euer Heft nun schon regelmäßig seit der 2. Ausgabe, doch in letzter Zeit stört mich etwas an eurer Einstellung. Kriegt das jetzt nicht in den falschen Hals, aber ihr zieht mir zu oft und zu schnell den Schwanz ein. Ich rede jetzt im speziellen von der Kolumne über den Flughafen-Level in Modern Warfare 2 und zum Teil auch das Preview zu Dante's Inferno.

Zuerst mal zum Thema "Spielekiller". Es ist völlig egal ob Zivilisten erschießen und ungetaufte Zombie-Babys bekämpfen denen jetzt neue Munition liefert oder nicht. Denn Magazine wie Frontal 21 oder der Heute Journal interessieren sich in diesen Bereichen eh nicht für die Wahrheit, da ist es auch egal wenn und was wir dagegen halten. Eure Sorgen sind zwar begründet, aber unnötig. Beckstein und co. haben bisher nicht vor dreißten Lügen zurückgeschreckt, sie werden jetzt sicher nicht umschwenken und sagen: "Was wir euch bisher erzählt haben war gelogen, aber das hier ist echt." Und was das Rechtfertigungen angeht, das bringt mich gleich zu meinem 2. Punkt.

Unabhängig davon ob der Plot in MW2 jetzt Schund ist oder nicht und ob die Flughafen-Szene dazu beiträgt, Tatsache ist, dass nur deshalb soviel Aufhebens darum gemacht wird, weil es in einem Videospiel stattfindet. In einem anderen Medium hätte sich da niemand drüber beschwert. In Goldeneye lässt der Schurke eine Gruppe unschuldiger Programmierer erschießen und niemand beschwert sich. Aber hätten BioShock oder Half-Life 2 so eindrucksvoll sein können, wenn sie die Form eines Films angenommen hätte?
Es geht mir hier darum, dass Videospiele endlich als richtiges Medium aktzeptiert werden müssen. Ein Medium, welches interaktiv ist und dadurch eben auch eindrucksvoller sein kann. Das sollte genutzt werden! Aber wenn jetzt sogar die Chef-Redakteure von 2 der bekanntesten Spiele-Magazine Deutschlands davon reden, dass dies die "Spielekutur killt", weil den Kritikern die schlimmen Szene frei Haus geliefert werden, dann wird das Medium, die Kunst, nie die öffentliche Anerkennung finden die es verdient. Natürlich könnte man sich fragen was denn so Sachen wie die Babys bei 'Dante's Inferno' sollen, aber wenn deutsche Zocker schon auf Defensive eingestellt sind, dass sie selbst die Moral- oder Geschmackskeule auspacken, dann wird sich nie was ändern. Wenn wir jetzt anfangen über die Szene zu mosern, dann haben wir in kurzer Zeit wieder Leute die auf BioShock rumhacken und erzählen, dass man dort kleine Mädchen vergewaltigt.

Und natürlich gibt es keine emotionale Reaktion des Spiel-Charakters! Gab es emotionale Reaktionen von den Protagonisten in Half-Life, Fallout oder dem ersten Modern Warfare (einmal abgesehen davon, dass sich der US-Soldat nach der Atom-Explosion übergeben hat)? In Spielen wie diesen, MUSS die emotionale Reaktion vom Spieler ausgehen, da liegt doch die ganze Erfahrung. Jeder muss für sich selbst rausfinden, was die Flughafen-Szene in ihm auslößt.

Was bei MIR bleibt ist auch Ärger. Ärger darüber, dass sich die Fronten der "Killerspiel"-Debatte in die falsche Richtung verschoben haben und sogar Spiele-Redakteure inzwischen die Moral-Keule auszupacken, anstatt die Entwicklung und Anerkennung von Videospielen als Medium und Kunstform zu unterstützen.

Konrad Huber a.k.a. Green Ninja


*Ninja vanish*

2 Kommentare:

  1. Hoffen wir, dass es abgedruckt wird.
    Genau den Punkt, dass eben wir Gamer zu Devensiv sind sollte man beheben.
    Happy Coding.

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  2. Wurde er nicht. Dafür aber einer mit recht ähnlichem Inhalt.
    Mensch, TRB, jetzt kuck doch mal aufs Datum. xD

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