Freitag, 18. Dezember 2009

Hier fliegen die Menschenfetzen

Furchtbar reißerischer Titel, nicht wahr. So unheimlich übertrieben und abartig, man könnte meinen es stamme von BILD. Schön wär's. Am Montag lief in der ARD eine Doku über Winnenden. Das ganze ging 43 Minuten, ich habe es mir (noch) nicht komplett angesehen. Den ganzen Film gibt hier. Interessant, und wenn ich interessant sage meine ich strunzdoof, wird es ab Minute 35. Hier der Ausschnitt.



Manchmal denke ich mir "hey verdammt, es ist immer noch die ARD. Die müssen doch ein gewisses Niveau waren", aber dieser Ausschnitt haut mich um. Man sollte meinen Winnenden is' erst 10 Tage und nicht 10 Monate her. Nicht, dass man so eine Situation vergessen sollte, aber es ist doch so langsam mal wieder an der Zeit ein bisschen ... ich weiß auch nicht ... subtiler an die Sache ranzugehen, oder? Nur so ne Idee.
Wie ihr euch sicherlich denken könnt, hab ich es mir nicht nehmen lassen der ARD meine Meinung zu diesem Thema zukommen zu lassen. Ich habe es dieses mal etwas kompakter gehalten, das entscheidende ist der Schlusssatz. Zwar hätte ich auch auf den Schund hinweisen können, den dieser Pseudo-Psychologe da erzählt hat (das Märchen von der Hemmschwellen-Herabsetzung), aber das ging mir dann zu weit. Ich wollte nicht schon wieder so ausfallend werden.

Sehr geehrte Mitarbeiter der ARD,
dieser Brief ist für die Verantwortlichen hinter der Dokumentation über die Ereignisse in Winnenden, welche am vergangenen Montag, den 14.12.2009 auf ihrem Sender ausgestrahlt wurde.
Um genau zu sein, rede ich von einem entscheidenden Punkt, nämlich die Art und Weise wie über das Thema Video- und Computerspiele berichtet wurde. Mir ist bewusst, dies war eine Sendung über Winnenden und das Aktionsbündnis und ihre Sendezeit ist begrenzt, aber man hätte dies auch sicherlich machen können, ohne erneut sich auf einem so erschreckend niedrigem Niveau über das Thema auszulassen.
Ich bin jedes mal sehr verärgert, wenn ich höre wie die Medien und Presse den fragwürdigen Term "Killerspiele" verwenden. Dieses Wort diffamiert Spieler und Produzenten gleichermaßen und impliziert falsche Tatsachen über die Inhalte dieser Spiele. Des weiteren sind die die erste mir bekannte Quelle die nun auch das Online-Rollenspiel "World of WarCraft" (freigegeben ab 12) in die Reihe der "Killerspiele" aufnimmt.
Auch der Satz über "Menschenfetzen" war völlig sinnlos und diente in keinster Weise der Reportage. Es ist nichts weiter als simple Meinungsmache auf BILD-Niveau und bisher ging ich davon aus, dass die ARD so etwas (vor allem so viele Monate nach der Tat) nicht nötig hat.
Des weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass vor der Container-Aktion des Aktionsbündnisses im Oktober die deutsche Spieler-Community durchaus versucht hat mit dem AAW in Kontakt zu treten, doch unsere Angebote wurden bis abgelehnt.
Ich mache mir keine Illusionen über Ihre Ziele und ich glaube auch nicht, dass ich mit diesen Brief viel bewirken werde. Es ist klar, was sie mit diesen 3 Minuten in einer ansonsten normalen Reportage bezwecken wollten. Ich hatte gehofft, dass nach so langer Zeit sich die Berichterstattung zu diesem Thema endlich ändern würde, aber Sie haben ein weiteres mal klargestellt, dass Sie nicht an seriöser Berichterstattung interessiert sind. Wieder einmal hat mich ein ansonsten seriöser Sender sehr enttäuscht und ich muss mich ernsthaft fragen, ob Sie andere Themen ähnlich behandeln. Für junge Leute wie mich gibt es immer weniger Gründe den Fernseher einzuschalten und es sind Reportagen wie diese, die mich an der Glaubwürdigkeit von Sendern zweifeln lassen. In Zukunft werde ich ihr Programm mit Ausnahme der Tagesthemen wohl meiden und meinen Bekannten und Freunden raten das selbe zu tun.

Konrad Huber


So, ich denke das war's von mir bis mindestens nach Weihnachten. Ich werde demnächst noch einen Brief an die neue Familienministerin verfassen und dann muss ich mal an einem Jubiläumstext arbeiten oder so :)
Wer Interesse hat: die Weihnachstempfehlungen von Gamersunity

*Ninja vanish*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen