Samstag, 21. März 2009

Jetzt schreib ich sogar Mails nach Hessen :P

Als Reaktion auf diesen Artikel hier:
http://www.dpolg-hessen.de/images/stories/pdf/presse/2009/pm_amoklauf_winnenden.pdf
habe ich folgende Email an den Autor geschickt:


Sehr geehrter Herr Schmitt,

ich bin ein Student aus Baden-Württemberg und schreibe Ihnen als Reaktion auf Ihren Artikel zum Thema „Verbot von Killerspielen“.

Zuallererst möchte ich gleich eines sagen: Ich spiele gerne Videospiele. Auch solche die von Ihnen als „Killerspiele“ bezeichnet werden. Und ich habe es satt für mein Hobby von allen möglichen Seiten verunglimpft zu werden.

Die meisten Zeitungen und Nachrichtensendungen haben bereits aufgehört über den Amoklauf zu berichten, ja sogar in Bayern wurde ein weiterer Verbotsantrag für „Killerspiele“ abgelehnt.

Jedesmal wenn es zu einer so furchtbaren Tat kommt, wie der Amoklauf von Winnenden, oder davor Erfurt und Emsdetten, beginnt die Debatte von vorne. Und wie jedes mal davor scheinen auch dieses mal die meisten Kritiker einen entscheidenden Punkt zu ignorieren: Die Tatsache, dass tausende von Jugendlichen und junge Erwachsene in Deutschland solche Spiele spielen und dabei im richtigen Leben völlig friedfertige Menschen sind, die ihren Mitmenschen nie ein Leid zufügen würden.

Ich möchte mich außerdem heftigst gegen den Gebrauch des Wortes „Killerspiele“ aussprechen und in Zusammenhang damit, den von Ihnen verwendeten Ausdruck „virtuelle Killerwelt „. Der Gebrauch dieser Terme suggeriert einen direkten Zusammenhang zwischen dem spielen von PC- und Videospielen und dem töten von Menschen. Dieser Zusammenhang existiert aber nicht. Es handelt sich hierbei um ein „Spiel“, etwas was jedem Spieler der nicht unter schweren psychischen Problemen leidet ausnahmslos klar ist. Mir scheint es sind eher die Kritiker dieser Spiele, die Probleme damit haben Realität von Scheinwelt zu trennen.

Ein Zitat auf das ich gerne genauer eingehen möchte ist Folgendes:


„Und wenn die Chance zur Beseitigung einer mögl. Mitursache besteht, dann muss sie genutzt werden! Die Welt wird nicht ärmer, wenn es keine Killerspiele mehr gibt; niemand braucht sie, ganz im Gegenteil. „


Eine mögliche Mitursache....Bis heute gibt es immer noch keine eindeutigen Hinweise was Tim K. dazu bewogen hat seine Mitschüler und andere Bürger anzugreifen mit Ausnahme einer abgebrochenen psychiatrischen Behandlung. Doch dies wird von Ihnen genauso ignoriert wie von vielen anderen Gegnern der „Killerspiele“.

Sie, und Herrschaften wie z.B. Prof. Pfeiffer, haben vielleicht keinen Bedarf an PC- und Videospielen, „gewalttätig“ oder nicht, was aber nicht bedeutet, dass der Rest des Landes genauso denkt. Wie bereits erwähnt, gibt es alleine in Deutschland tausende, vermutlich sogar zehntausende an Spielern die sich alle bewusst dazu entschieden haben solche Spiele zu spielen und ich denke diese Leute wären vermutlich sehr verärgert wenn man ihnen ihr Hobby verweigert, obwohl Niemand davon irgendwie Schaden genommen hat.


Ein weiteres Zitat von Ihrem Beitrag:

„Ebenso wie die Erkenntnis, dass sog. USK-Altersgrenzen ohnehin nicht beachtet werden. „

Es gibt genau 2 Parteien die effektiv dafür sorgen können, dass sie USK-Altersgrenzen eingehalten werden: Die Händler, die diese Spiele verkaufen und die Eltern die dafür sorgen müssen, dass ihre Kinder nur die Spiele spielen die für sich geeignet sind und eventuell Maßnahmen ergreifen sollten.


Herr Schmitt, sie sagten: „Der Wert eines Menschenlebens darf in der Gegenüberstellung zum rücksichtslosen Profit-streben eines Industriezweiges nicht zur Disposition stehen. Und nicht nur nebenbei sei gesagt, dass es ohnehin ein Armutszeugnis ist, wenn sich die Kreativität nahezu einer ganzen Branche weitgehend darin erschöpft, immer neuere, perversere Techniken zur virtuellen Tötung von Menschen zu entwickeln.„


Auch hier wieder findet sich der an den Haaren herbeigezogene Vergleich zwischen Spielen und Töten. Es gibt kein „virtuelles töten“ genauso wenig wie es „Killerspiele“ gibt. Was Sie auf dem Bildschirm sehen sind nichts weiter als Pixel und Polygone. Jeder Spieler weiß das, nur Sie scheinen Probleme damit zu haben dies zu begreifen.

Des weiteren erschöpft sich nicht die „Kreativität einer ganzen Branche“ darin „neue Techniken zur virtuellen Tötung“ zu entwickeln. Mal abgesehen vom breiten Spektrum an Spiele-Genres die es heutzutage gibt, was Sie anscheinend aus rein populistischen Gründen völlig ignoriert haben, haben auch die Spiele die sich oberflächlich nur auf das....Besiegen der virtuellen Kontrahenten konzentrieren häufig mehr Tiefgang als es den Anschein hat. Beispielsweise das Überwinden von Rätseln und Hindernissen, eine spannende Geschichte oder die Zusammenarbeit mit einem oder mehreren Mitspielern.


Ich denke das größte Hindernis das es in solchen Debatten zu überwinden gibt ist ein Konflikt der Generationen. Videospiele sind ein integraler Teil der deutschen Jugendkultur geworden und wie so häufig in den letzten 50 Jahren, ist es für manche Leute schwerer diese Veränderungen zu akzeptieren. Überlegen Sie einmal Herr Schmitt, als Sie so ca. 16, 18 Jahre alt waren, gab es sicher auch Etwas in Ihrem Leben was für Sie unersetzlich schien, aber ihre Eltern und Großeltern nur abscheulich fanden. Vielleicht war es die wachsende Filmindustrie oder eine neue Musikrichtung? Denken Sie darüber einmal nach.


Und, um noch einen letzten Punkt zu erwähnen; PC- und Videospiele sind nicht nur ein Jugendphänomen. Ich kenne viele Leute Mitte 30 und sogar über 40, die in ihrer Freizeit gerne solche Spiele spielen. Auch „Killerspiele“.


Herr Schmitt, ich hoffe dieser Brief erreicht Sie, und noch viel wichtiger: ich hoffe, dass Sie Ihre Aussagen zum Thema „Killerspiele“ noch einmal überdenken. Möglichst schnell einen Sündenbock für die Taten des Tim K. zu finden wird niemandem helfen. Nicht den Opfern. Nicht den Eltern. Nicht den Bürgern der BRD.


Hochachtungsvoll,

Konrad Huber

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