Sonntag, 4. Dezember 2011

Condemned: Criminal Origins

Dieses Jahr hat mir ein guter Freund Condemned 1 und 2 zum Geburtstag geschenkt, nachdem ich einmal beiläufig erwähnt habe, dass ich die Spiele noch nicht kenne. Hier nochmal ein dickes Dankeschön an meinen Lieblingsbarkeeper :)

Condemned und sein Sequel haben die zweifelhafte Ehre zu den der Handvoll Videospiele zu gehören, die in Deutschland nicht indiziert, sondern beschlagnahmt sind. Laut Schnittberichte aufgrund von,
"... unmenschlicher und grausamer Gewaltdarstellung, der Glorifizierung von Selbstjustiz und Gewaltanwendung. Außerdem wegen der Unvereinbarkeit der Spielinhalte mit den geltenden Normen eines geregelten Zusammenlebens."
Im Spiel übernehmen wir die Rolle des SCU-Ermittlers Ethan Thomas, der sich im Alleingang auf die Jagd nach einem Serienmörder macht. Gleichzeitig wird die Stadt von einer Verbrechenswelle heimgesucht. Menschen, primär Obdachlose, sind einem wahrem Blutrausch verfallen und wollen alles töten was ihnen unter die Augen kommt. So kämpft sich Ethan durch dunkle Gassen, ein verlassenes Kaufhaus und eine alte Schule auf der Jagd nach dem Mörder.

Condemned hat 2 zentrale zentrale Probleme:
1. Relativ früh im Spiel gibt es einen Twist, in dem aus dem Crime-Thriller ein Horrorspiel mit übernatürlichen Elementen wird. Auf einmal sind eure Gegner keine Penner und Gangster mehr, sondern verschiedene Zombie-artige Kreaturen. Alle immer noch humanoid, aber kaum noch menschlich. Hinzu kommt, dass Ethan von seltsamen Visionen geplagt wird. Manchmal ist es die Vergangenheit, manchmal eine Art Zukunft, aber meistens ist es einfach nur WTF.
Aber nichts davon wird erklärt. Das Spiel wechselt von CSI zu Fringe ohne, dass irgendjemand ein Wort darüber verliert. Es wird angedeutet, dass Ethan irgendeine "Kraft" hat, aber da wir sie nie wirklich aktiv nutzen und seine Visionen immer wieder anders funktionieren, ist einfach nicht klar was hier gerade passiert. Es ist auch nicht einfach ein simpler Mindfuck der nur aus Jux drin ist. Dafür sind diese Momente zu stark in die kaum vorhandene Handlung eingebunden.

2. Ein viel größeres Problem, und der Grund warum ich überhaupt das Bedürfnis hatte über dieses Spiel zu beschreiben, ist die Art und Weise wie das Spiel mit seinen Gegnern umgeht. Wie bereits gesagt, am Anfang kämpft man größtenteils gegen psychopatische Obdachlose und Verbrecher, später gegen Mutanten und anderes Gesocks. Allerdings verhalten sich alle Gegner nach genau dem selben Schema: Sobald sie wissen, dass ihr in der Nähe seid, greifen sie nach der nächsten Waffe (in Condemnned könnt ihr ähnlich wie in Dead Rising so ziemlich alles als Waffe benutzen) und stürzen sich auf euch. Und sofort greifen natürlich die alten Instinkte und wir tun unser Bestes den Gegnern den Schäden einzuschlagen, bevor sie es bei uns tun können.
Condemned war das erste Spiel seit langem, bei dem ich mich über die Präsentation und den Umgang mit den Gegnern gestört habe.
Ein nur sehr minimalistisch erklärtes Phänomen macht aus den Bewohnern der Stadt gewalttätige Psychopaten und das muss uns als Grund genügen, warum wir sie mit Metalrohren und Schaufeln zu Brei schlagen. Normalerweise sollte mich so etwas nicht stören. Habe ich nicht schon oft dafür plädiert, dass Gegner in Videospielen einfach nur Gegner in Videospielen sein können? Auch ich habe tausende Zombies abgeschlachtet, unzählige Passanten überfahren und Schrotflinten in Gesichter entladen. Aber in Condemned hatte ich dabei nie Spaß. Aber woran liegt das?
Ich würde spontan sagen, dass es mit dem erstgenannten Problem zusammen hängt. Condemned beginnt als ein Crime Thriller und versucht sich so an einem Genre, dass in Videospielen relativ selten genutzt wird. Mit dem in der Theorie realistischem Setting gibt es aber auch einige Regeln zu befolgen. Man kann dem Spieler nicht einfach Gegner in den Weg werfen als wäre es Contra. Warum greifen sie mich an? Ja, ich hab kapiert, dass es irgendeine übernatürliche Seuche gibt, die sie alle in sabbernde Killer verwandelt, aber das reicht mir nicht. Wir gehen der Sache nie auf den Grund. Und bevor mir jemand damit kommt, der das Spiel schon kennt, "The Hate" lasse ich nicht gelten. Wer war der Kerl? Warum konnte ich ihn besiegen? Wieso der Jump Scare am Ende?

In Condemned kämpfen wir gegen Obdachlose und Kanalisationsbewohner, die aber verheitzt werden als wären es Zombies in Resident Evil. Und das funktioniert einfach nicht immer. Der Killer den wir das ganze Spiel über jagen hat nichts mit den Standardgegnern zu tun. Sollen wir uns Gedanken darüber machen, wer diese Gegner sind? Warum Zombies in der Kanalisation leben? Warum die Frankenstein-Variante von Doris der Küchenhilfe in der Schulkantine eine Horde geknebelte Handlanger hat? Wer diese Hillbillymutanten im letzten Level sind? Denn nichts außer ihrem Gesicht, welches kurz davor steht von einem Vorschlaghammer umgestaltet zu werden gibt uns irgendwelche Hinweise darauf.

Irgendwie war Condemned einfach komisch. Und das lag gar nicht so sehr an den diversen Gameplay-, Grafik- und Storyschwächen. Sondern daran, dass ich einfach nicht weiß, warum ich dem Typen hier den Schädel einschlage. Gegner in Videospielen sind Gegner in Videospielen. Aber irgendwas an denen hier hat mich gestört.

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