Donnerstag, 26. Januar 2012

Gott ist tot

Nicht nur ein Gott, ein ganzes Pantheon sogar. Ich habe God of War III durchgespielt und die einzige Überlebende des Olymp ist Aphrodite, aber vermutlich hat die sich irgendeine eklige Geschlechtskrankheit von Kratos eingefangen.

Ich hab vor ner Weile schonmal darüber geschrieben, dass mich Kratos als Protagonist nicht wirklich überzeugt: Seine einzige Charaktereigenschaft scheint unbändige Wut. Er schlägt jeden zu Brei der ihn auch nur schief ankuckt und für ca. die Hälfte des Spiels hat er das Charisma einer 90er Jahre Rob Liefeld-Kreation. Doch dann passiert etwas. Nämlich Spoiler! Nein, im Ernst, ich rede hier jetzt genauer über die Handlung von GoW3, also ist das offiziell Spoiler-Terretorium.

Also, Kratos bekommt vom Geist von Athena (wir erinnern uns, sie wurde im letzten Spiel von Kratos ausversehen aufgespießt) den Hinweiß, dass wir um Zeus zu besiegen die Flamme des Olymp brauchen. In der Flamme befindet sich die Kiste der Pandora, deren Macht Kratos im ersten Teil entfesselte um Ares zu töten. Die Kiste, so Athena, enthält immer noch die "Macht einen Gott zu töten" (nicht, dass Kratos dabei Hilfe bräuchte), wird aber beschützt durch die Flamme. Und um die Flamme zu entfernen muss er die Pandora, die "Tochter" von Schmiedegott Hepheistos, dafür opfern. Und hier wird es interessant. Denn Kratos erlebt eine Wandlung. Da Pandora zumindest äußerlich einem jungen Mädchen gleicht, will Kratos sie um jeden Preis beschützen. Offensichtlich um die Tatsache zu verarbeiten, dass er im Blutrausch seine eigene Tochter getötet hat. Hier sehen wir in dem Mann, der seit dem Beginn von God of War II nichts anderes sagt als "rrraaaaarrrr... VENGÄÄÄÄNCE!!!" und der nicht mal Zeit hatte mit den Schulter zu zucken als er ganz Griechenland ersäufte, und auf einmal hat er einen anderen Gesichtsausdruck. Er sagt Pandora sogar, dass er einen anderen Weg finden will die Flamme zu überwinden. So im Gesamtkontext de2 letzten 2 Spiele ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber es zeigt eine andere Seite von Kratos und hilft ihm auf seinem Pfad zur Vergebung.


Soviel dazu, jetzt möchte ich nochmal einen Comment von Peter Clemenza zu Sprechen kommen:
Egal wie es aussieht er benutzt immer die Götter als Ausrede für seinen Blut und Machtdurst
...
Kratos ist nicht nur ein typischer Bad Guy der Spaß am Zerstören hat, er ist für mich ein Symbol der Menschen die mit Ihrer Freiheit nicht klarkommen und immer andere für Ihre Versagen verantwortlich machen, anstatt einfach Ihren Frieden zu finden und weiterzumachen bis alles funktioniert.
Interessanter Ansatz, an dem durchaus etwas dran sein könnte. Aber er hat auch so seine Macken. Ich könnte mich hier irren, aber was Kratos letztlich zu seinem über 2 Spiele dauerenden Rachefeldzug gegen den Olymp bringt, ist die Tatsache, dass Zeus ihn am Anfang von GoW2 umgebracht hat. Klar, eine Entschuldigung für die Zerstörung die er über die Welt bringt ist das nicht, aber ich hatte jetzt nicht den Eindruck, dass er mit seiner Freiheit nicht klar kommt.
Apropos Freiheit, ich weiß nicht ob euch das aufgefallen ist, aber in God of War 3 gibt es ziemlich viele Ketten. Die Unterwelt ist an einer Kette mit dem Olymp verbunden an der Kratos mehrmals auf und ab gleitet und klettert. Chronos trägt immer noch die Ketten von Pandoras Tempel. Und dann wäre da noch das Waffenarsenal. Wie Yahtzee Croshaw schon schrieb, sind die Ketten um Kratos Arme ein Teil seines Charakterdesigns und verkörpern seine Sklaverei gegenüber höheren Mächten. Soviel zu den Blades of Ares/Athena/Exile. Aber in GoW3 basiert jede der 4 Waffen auf Ketten, warum ist das so? Die 2. Hauptwaffe die man im Spiel bekommt sind die Klauen des Hades. Dass der auch eine Art Kettenwaffe hat ist gar nicht so abwwegig, von wegen Seelen an die Unterwelt binden und so. Aber auch die anderen beiden Waffen, der Nemean Cestus und die Nemesis-Peitsche sind Ketten-basiert. Man könnte sagen Ketten sind ein, wenn nicht sogar das, Leitmotiv von God of War III.
Aber was bedeutet das? Ist Sklaverei immer noch ein so wichtiges Thema im dritten Teil? Immerhin dient Kratos schon lange nicht mehr den Göttern des Olymp und auch die Titanen werden recht schnell von der Liste potentieller Arbeitgeber gestrichen. Hinzu kommt, dass so einige Ketten zerstört bzw. abgelegt werden, wie eben die Kette zwischen der Unterwelt und dem Olymp und am Ende fallen die Ketten von Kratos Unterarmen ab. War er ein Sklave seiner Schuldgefühle?


Ach ja, bevor ich es vergesse: Das Spiel an sich war ziemlich gut. Nach einer Weile hat mir auch das Kampfsystem wieder Spaß gemacht, auch wenn es grobschlächtiger und weniger präzise ist als das in Castlevania: Lords of Shadow. Der Kampf gegen Chronos ist möglicherweise einer der most fucking epic Moments der Videospielegeschichte.

Abschließend stellt sich nur noch die Frage, was wir im nächsten Teil sehen werden. Und macht euch nichts vor, es wird einen nächsten Teil geben. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass wir zur E3 mit der offiziellen Ankündigung von God of War IV rechnen können. Die Frage ist, wohin soll die Serie gehen? Weil ich glaube nach 5 Spielen ist in der griechischen Mythologie nicht mehr viel übrig. Die Serie war von Anfang an so übertrieben, der Shark konnte gar nicht kucken, so schnell wurde er gejumped. Gerüchten zufolge soll es Kratos als nächstes in den hohen Norden treiben und sich mit dem lokalen Pantheon anlegen. Kratos vs. Thor wäre dann aber ein klarer Fall von Frying the Coke.

Wobei die Idee von Penny-Arcade auch nicht schlecht ist.

2 Kommentare:

  1. Um das Verhältnis zwischen Kratos und seiner Familie noch besser verstehen zu können empfehle ich auf jeden Fall die beiden PSP-Teile Chains of Olympus und Ghost of Sparta.

    Sie helfen dabei, Kratos noch viel besser als Charakter zu verstehen und wieso er eine so tragische Figur ist. Im Grunde tat er mir am Ende von GoWIII ohne Ende Leid.

    Er hat alles bekommen was er wollte, aber zu welchem Preis? Er hat die Menschheit mit neuer Hoffnung ohne eine Götterwelt erfüllt, aber für ihn ist in dieser Welt kein Platz. Und ich denke auch von Athene haben wir noch nicht das letzte gesehen.

    Überhaupt: Athene kam mir während der ganzen Reihe wie die einzige rationale Göttin vor. Selbst als sie sich für ihren Vater opfert macht es Sinn.
    Aber das Ende von GoWIII zeigt mehr als deutlich, dass sie nicht anders als jede der anderen Gottheiten, die ihr Halbbruder zu Brei geprügelt hat.

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  2. Für mich war das Ende von God of War 3 mehr eine Erlösung für Kratos das er endlich die Freiheit gewonnen hat die er zeit seines lebens nie hatte,

    und er hat sich endlich von seiner Schuld befreien können.
    Von daher hoffte ich auch das die Saga damit zuende geht und man Kratos in Frieden ruhen lässt :-(

    und die Götter sind einfach nur machthungrige Wesen die ganz klassisch sagen endweder du bist für oder gegen mich.

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