Sonntag, 26. September 2010

Regine Pfeiffer, Videospiele und Sexismus

Eigentlich bin ich wirklich kein großer Fan davon einfach News zu nehmen die ich auf Stigma-Videospiele gelesen habe und dann einen längeren Kommentar darüber zu schreiben. Ich will mit diesem Blog was bewegen und das klappt nicht, indem ich genau das gleiche mache wie die vielen User bei Stigma, die bereits dort Kommentare veröffentlich haben. Aber wieder einmal sitze ich hier vor einem Video bei ich gar nicht anders kann als mich genauer auseiner zu setzen.

Es handelt sich um eine WDR-Sendung namens FrauTV, in der über Gewalt gegen Frauen in Videospielen berichtet wird, in Zusammenarbeit mit Regine Pfeiffer. Einige Leser werden sich vielleicht noch daran erinnern, wie die Community von Stigma versucht hat mir ihr eine längere Diskussion einzugehen. Leider ohne wirkliche Erfolge auf beiden Seiten. Auf jeden Fall hier der Beitrag:



Ich werde mir Mühe geben, diesen Post etwas höflicher zu formulieren, weil ich plane den Link danach an Frau Pfeifer weiter zu leiten. Auch wenn ihr Postfach an diesem Punkt vermutlich schon randvoll mit Spam Mail ist. :P

Aber gehen wir das ganze doch mal Stück für Stück durch:

1. Wenn ich das richtig sehe, dann ist die Sendung Frau TV leicht feministisch angehaucht. Deswegen wird gleich am Anfang betont, dass man in Der Pate eine Frau erdrosseln kann. Das ist das erste mal, dass darauf Aufmerksam gemacht wird, dass man in diesem Spielen Frauen töten kann. Ich sag dazu gleich noch mehr.

2. War ja klar, dass es um der Pate geht. Das ist, wie einige von euch möglicherweise wissen, eines der Lieblingsspiele von Frau Pfeiffer. Aber ich wüsste nicht, dass es so wahnsinnig beliebt ist. Es ist einfach ein weiteres Open World Gangster-Spiel.

3. Okay, Red Dead Redemption. Ich kann nachvollziehen, dass diese Szene auf manche Leute etwas seltsam wirkt, aber eine Frau in Nöten im Wilden Westen auf Schienen fesseln ist doch ein klassisches Motiv, oder etwa nicht?


Mehr noch als ein Motiv, es ist eigentlich schon eher ein Klischee. Es hat eine TV Tropes Page for crying out loud! Okay, so ziemlich alles hat einen TV Tropes Eintrag (ich hab selber wieder ne halbe Stunde auf der Seite vergeudet, als ich an dem Artikel hier geschreiben hab), aber es bleibt ein ausgelutschtes Klischee.

Und wir reden hier immerhin von Rockstar. Die saßen nicht in ihren dunklen Zimmern und dachten sich: "0h, jetzt sind wir mal so richtig sexistisch und vergeben eine Trophäe dafür wenn man Frauen möglichst graußam umbringt". Es ist eine Anspielung, eine Hommage, ein verdammter Running Gag!

4. Die Szenen aus Grand Theft Auto San Andreas und Red Dead Redemption in denen man Frauen "von hinten angreifen" oder ihnen die "Kehle durchschneiden kann". Es geht hier nicht darum, dass man das mit Frauen machen kann. GTA und RDR haben eine offene Spielwelt in der man machen kann was man will. Es ist genauso möglich Männern anzugreifen und zu töten.
Das hat mich an Feminismus eh schon immer gestört. Diese merkwürdige Doppelmoral, wenn man laut aufschreit wenn Frauen Leid angetan wird und dabei aber impliziert, dass es bei Männern okay ist. Oder habe ich da irgendwas nicht kapiert?

5. Heavy Rain... Ich besitze leider keine Play Station 3 und deswegen steht HR noch auf der immer länger werdenden Liste von PS3 Spielen die ich unbingt noch spielen will. Aber wie kann es an allen Beteiligten vorbei gehen, dass nicht nur der weibliche Charakter hier das Opfer ist, sondern der Spieler selbst. Das "wehrlose, unterlegene Objekt" wird von uns gesteuert.
In einem Literaturkurs hat man mir beigebracht, dass man den Erzähler auf keinen Fall mit dem Autor verwechseln darf. So etwas ähnliches muss auch hier gelten. Es waren nicht die Entwickler von Quantic Dream, die Madison dort auf den Tisch gefesselt haben, sondern der irre Killer.

6. "Regine Pfeiffer stellt solche Szenen zusammen und zeigt sie auf Vorträgen." Hier ist ein Gedanke: Diese Zusammenschnitte wirken sicher Wunder wenn es darum geht zu provozieren, aber man doch nicht einfach den kompletten Kontext um die Szene drum herum weglassen. Was ist so eine Szene ohne Hintergrund, ohne Zusammenhang? Ich kann auch einfach ein paar Szenen aus Videospielen aus dem Kontext reissen und sehen was dabei heraus kommt.
  • In Super Mario Land verwandelt sich die Frau 3 mal hintereinander in ein hässliches Monster und flieht vor dem Helden.
  • In Castlevania: Symphony of the Night sehen wir wie Frau an einem Kreuz hängt und den Helden zum Morden auffordert und sich dann in einen Dämon verwandelt. Hier ein Video.
  • In Metal Gear Solid kämpft man ganz oft gegen Frauen. Ich bin zu faul ein Beispiel rauszusuchen.
7. Frau Pfeiffer beteuert, dass man keine Frauen töten muss, verurteilt aber wieder alleine, dass es die Option gibt dies zu tun. Ich kann an diesem Punkt nichts anderes tun als nochmal zu betonen, dass es sich hier um ein Open-World-Spiel handelt. Der Spieler entscheidet selbst, was er tut. Wie soll sich das Medium weiter entwicklen, wenn man eine Erweiterung der Interaktivität dämonisiert?

8. Dann gibt es wieder einen Hoffnungsschimmer. Frau Pfeiffer redet darüber, dass sie Madison "begleitet hat", dass sie weiß wie sie leidet. Natürlich ist es drastischer, wenn sie den Charakter kennt. Das ist der ganze Sinn daran. Wir führen ein Charakter ein, bauen eine Beziehung zum Konsumenten der Geschichte auf und bringen sie dann in eine dramatische Situation. Das ist doch völlig normal! Wie kann dieser Beitrag überhaupt existieren, wenn Frau Pfeiffer darlegt, dass sie selber mit ihr mitfühlt. ARGH! Darum geht es doch in Fiktion, in Büchern, in Filmen!

9. Ich sage jetzt einfach mal nichts über Browser Games. Ich halte generell nicht viel von ihnen und ich kam noch nicht dazu mich wirklich damit auseinander zu setzen.

10. Die BPjM würd ich gerne mal besichtigen gehen. Mit einem Einkaufswagen.

11. Ab Minute 7 kommt Frau Pfeiffer auf den Punkt zu sprechen den auch ihr Bruder gerne benutzt. Es gibt eine oberste Altersgrenze und die wird von den Entwicklern "missbraucht", in dem sie die Spiele so brutal wie möglich machen. Natürlich, es sind ja auch Sachen für Erwachsene. Und auch, wenn dieses Argument schon längst kalter Kaffee ist: Ich sehe nicht, dass irgendjemand den Verkauf und vorallem die Bewerbung von Alkohol verbieten würde, nur weil Jugendliche dann zur Flasche greifen.

Und der letzte, wichtigste Punkt:

12. "Es ist eine Schande, dass den Eltern diese schwere Aufgabe aufgebürdet wird." Welche Aufgabe? Erziehung? Ich schreib das ja inzwischen immer öfters, aber... HALLO? GEHT'S NOCH? Das darf doch einfach nicht wahr sein! Hallo, McFly, jemand zuhause? Es ist die verdammte Aufgabe der Eltern bei sowas einzuschreiten. Es ist völlig egal wie groß die Spieleindustrie und wie bösartig deren Marketing-Lakeien aus der Hölle sind. Man kann doch nicht einfach sagen, dass das eine zu schwere Aufgabe für Eltern ist, darauf zu achten was ihre Kinder spielen. Es ist Teil des Erziehungsauftrags!

Es tut mir herzlich Leid Frau Pfeiffer, aber diese Aussage ist völliger Humbug. Sie können doch nicht einfach die Eltern dieses Landes kollektiv von ihren Pflichten entbinden, in dem sie behaupten, es wäre eine zu starke Last gegen das Marketing der Videospielindustrie anzukommen.

14 Kommentare:

  1. "wirkken"? Mit Doppel K? Oder ist dies wieder ein Simpsons Zitat?

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  2. >1. Wenn ich das richtig sehe, dann ist die Sendung Frau TV leicht feministisch angehaucht.
    >
    Und das war einen Kommentar wert, weil...?
    -------------------

    >4. ... Das hat mich an Feminismus eh schon immer gestört. Diese merkwürdige Doppelmoral, wenn man laut aufschreit wenn Frauen Leid angetan wird und dabei aber impliziert, dass es bei Männern okay ist. Oder habe ich da irgendwas nicht kapiert?
    >
    Um es kurz zu machen: Ja.
    Der Feminismus beschäftigt sich mit den Rechten und Interessen von Frauen und möchte eine verbesserte gesellschaftliche Lage und eine Gleichstellung der Frau erreichen.
    Dass auch Männer diskriminiert werden und somit ein Maskulismus (den Begriff gibt es wirklich) vonnöten ist, der sich dann für die Rechte der Männer einsetzt, streiten Feministen eigentlich nicht ab - es ist nur leider so, dass wir in einem Patriarchat leben und somit die Ungleichheit eher zu Lasten der Frauen gehen.
    Aber ich kenne eigentlich keine Frau, die sagt, dass Gewalt an Männern ok wäre und Frau Pfeiffer hat das auch nicht getan (sie hat nur eben verschwiegen, dass es auch bei Männern im Spiel möglich ist).
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    Zu Frau Pfeiffers Bericht und Art sage ich mal lieber nichts, aber einen Verweis kann ich mir nicht verkneifen: Sollte es den Machern des Beitrags wirklich um Sexismus in Videospielen gegangen sein, hätten sie einfach nur mal bei diesem Blog vorbeischauen sollen:
    http://thesocietypages.org/socimages/2010/01/15/making-gaming-more-appealing-to-women-or-not/

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  3. Nein, das wäre dann ein Tippfehler. ^^

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  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  5. schöner Kommentar. Was mir auch aufgefallen ist, das hier das Mature Rating (ab 17) von der ESRB als das amerikanische ab 18 Rating bezeichnet wird.
    Also das oberste. Dies ist falsch. Das ab 18 Rating ist selbsverständlich Adults Only. Dies spielt eine sehr große Rolle, da die Konsolen Hersteller Spiele mit diesen Rating nicht auf ihre Plattform lassen und einige Läden in den USA diese freiwillig nicht anbieten. Es gibt nur sehr wenige Titel die Adults Only sind. Man Hunt 2 musste z.B auf Mature runtergeschnitten werden.

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  6. Stimmt, das ist mir auch aufgefallen. Ich höre auch sonst nie was vom AO Rating, außer bei Manhunt.

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  7. Faszinierend, dass du meinen Kommentar mir-nichts-dir-nichts gelöscht hast.
    Hat es dich irgendwie gestört, dass ich eine Definition zum Feminismus geliefert habe, die keine Doppelmoral enthält und somit deine Randbemerkung in Punkt 4 widerspricht?

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  8. Toller Kommentar, wie immer. Auch wenn ich schon ausgiebig auf Stigma unterwegs war, hier kann man noch einmal eine kurze Zusammenfassung bekommen.
    'mature' würde ich auch mit der USK 18 vergleichen, da 'adults only' in den USA wie hierzulande indizierte Titel behandelt werden. Es gäbe also auch in Deutschland noch eine Steigerung zur USK 18... Aber das nur so am Rande.

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  9. @JJ: Ich habe gar nichts gelöscht. Und garantiert nicht deswegen, weil du anderer Meinung bist als ich. Ich habe deinen Kommentar noch nicht mal mitbekommen. Bist du auch Apfel-Kritiker?

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  10. @ Green Ninja: ? Nö, nicht Apfel-Kritiker. Aber schon seltsam, da ich gestern den Kommentar abgeschickt hier gesehen habe.
    Aber fein, um es kurz zu machen: Die dargestellte Doppelmoral widerspricht der Definition von Feminismus (setzt sich von Rechten und Interessen von Frauen ein und will Gleichstellung in der Gesellschaft)
    ... im übrigen schreiben wir gerade über GU.

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  11. Ah, das bist auch du. Na dann verlagern wir das doch am besten komplett ins GU-Forum, dann ist es ein bisschen übersichtlicher.

    Der Rest darf gerne nachkommen. ^_^
    http://forum.gamersunity.de/artikel/46571-gesellschaft-gewalt-gegen-frauen-videospielen-wdr-prangert.html

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  12. OMG. Hab mir gerade das Video von FrauTV angesehen nachdem ich den Artikel gelesen habe. Was für ein unglaublich manipulativer und schlechter Beitrag. Bis auf einen kleinen Kommentar wird Gewaltdarstellung in Videospielen darin einzig und alleine auf Frauen bezogen. Auch die Vertrautheit der Macher dieses Beitrages dürften wohl nicht allzu sehr in der Materie sein, werden hier doch nur die aller bekanntesten Spiele in der Luft zerrissen. Viel schlimmer find ich den Sexismus in Spielen, der ein viel größeres Problem darstellt.
    Noch dazu werden Videospiele nicht als das wahrgenommen als was sie sind: nämlich eine Kunstform. Und als solches sind sie auch zu behandeln. Sie (die meisten) erzählen eine Geschichte bei der sich der Entwickler natürlich Gedanken dazu gemacht hat. Kein Element ist aus Zufall in einem Spiel, und jedes dient dazu die vom Entwickler vorgestellte Spielewelt authentischer (nicht realitätsnäher !!!) zu gestalten. Genauso gut kann man hergehen und Gewalt gegen Frauen in der Literatur thematisieren/kritisieren, von der es mindestens genauso viel gibt. Natürlich darf man hier nicht verallgemeinern, natürlich gibt es Spiele in denen schlicht und einfach übertrieben wird, die keinen kulturellen Wert besitzten, aber herzugehen und alle Spiele über einen Kamm zu scheren zeugt von einer unglaublich unreflektierten und unqualifizierten Auseinandersetzung mit dem Thema.

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  13. Interessanter Beitrag, sowohl dein Kommentar als auch das Video. Im Prinzip teile ich zum einen die Meinung des Videos: Es gibt einfach Spiele in denen zu viel Gewalt gezeigt wird (nicht nur bei Frauen, versteht sich), zum Anderen das du dich über diesen schlecht gemachten Beitrag auslässt, völlig zu Recht.
    Dennoch finde ich nicht, dass der letzte Kommentar von Frau Pfeiffer Humbug ist. Ja, den Eltern obliegt die Erziehung ihrer Kinder. Aber nicht nur Ihnen, Medien erziehen die Kinder genauso. Natürlich ist die Spielindustrie kein riesen Monster das uns alle frisst, wenn wir nicht aufpassen, aber das Eltern zum Teil machtlos sind und gemacht werden gegen diesen riesigen Konsumapperat den die Werbung ankurbelt ist einfach nicht von der Hand zu weisen.
    Immer eine zweischneidige Klinge, Eltern führen ihren Kindern zu viel dieser Kauf das und Dies und friss das und jenes nicht Werbung zu, was schlecht ist und sie machtlos machen kann, aber sie von Fernsehen und Co. zu isolieren ist auch schlecht, weil ja das Technikverständiss,etc. leidet. Schweres Thema, ne Antwort hab ich nicht, nur Fragen.
    Auf jeden Fall schön das einer drüber schreibt, mach weiter so :)

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