Sonntag, 19. Februar 2012

Fuck you, CQC

Selten habe ich ein Spiel gespielt, das gleichzeitig so brilliant und so furchtbar war wie Snake Eater. Dieses Spiel ist so randvoll gestopft mit großartigen Ideen für ein Stealth Spiel. Die schiere Menge an Optionen ist überwältigend! Was mache ich mit dieser Wache? Soll ich ihn mit einer gefangenen Schlange bewerfen? Mit einem Porno-Heftchen ablenken? Als menschlichen Schutzschild benutzen? Mit Flashbangs betäuben? Mich von einem Baum auf ihn drauf fallen lassen? An einer Hand von einem Baum hängen lassen und ihn beschießen? Oder mich einfach nur von hinten anschleichen und ihm die Kehle durchschneiden?
All diese Optionen und noch einige mehr stehen Naked Snake in diesem Spiel zur Verfügung. Ich bin überrascht, dass es keine Möglichkeit gibt Ewok-inspirirte Baumstammfallen aufzustellen.
Warum greife ich die meisten Zeit also einfach nur Betäubungspistole? Weil es am einfachsten ist. Der Betäubungspfeil lässt Wachen zwar aufschrecken, aber dann stehen sie erst nochmal einen Moment rum. Werden sie mit einer normalen Waffen beschossen und können Snake nicht sehen, gehen die sofort in Alarmbereitschaft und suchen die Gegend ab. Ich kann aber auch unter einen Panzer kriechen und ihnen solange Betäubungspfeile in den Knöchel schießen bis sie einschlafen.

Was mich ebenfalls davon abhält eine von Snakes gefühlten tausend anderen Arten zur Wachpostenbeseitigung zu nutzen ist die teilweise völlig verkorkste Steuerung. Ja, ich kann mich von hinten an Gegner anschleichen und sie festhalten. Auch wenn sie mich jedes fucking mal in letzter Sekunden bemerken, kann man sie immer noch mit CQC (Close Quarter Combat) packen und "weiterverarbeiten". Aber auch das ist unnötig kompliziert? Gegner verhören müsst ihr so gut wie nie. Als Schutzschild benutzen ist eine Option, aber selten seid ihr in einer Position, wo das wirklich sinnvoll ist. Also einfach einen Betäubungspfeil in den Hinterkopf schießen und gut ist. Das ist so effektiv, ich hab es gar nicht nötig, Skorpione leben einzufangen und als Wurfgeschosse zu benutzen.

Überhaupt erscheint mir das CQC-System wirklich nur die absolut letzte Lösung zu sein. Im Kampf gegen Colonel Yevgeny Borisovitch Ich-grabsch-dir-an-die-Eier Volgin wird einem zwar erklärt, man können ihn mit CQC angreifen, wenn er sich eine Blöße gibt, aber warum ihn ein bisschen mit dem Messer pieksen wenn ich ihm auch eine Ladung Schrot in den Rücken schießen kann?An diesem Punkt kann man natürlich argumentieren, dass MGS ein Stealth-Spiel über einen Elite-Soldaten ist. Der ballert nicht wie Rambo um sich. Aber trotzdem habe ich eher das Gefühl gegen die Steuerung zu kämpfen und nicht gegen einen Gegner. Für ein Stealth-Spiel fehlt dem eigentlichen Gameplay schlichtweg die Eleganz und Präzision, die z.B. ein Batman: Arkham Asylum auszeichnet.

Auch der finale Kampf gegen The Boss leidet unter der merkwürdigen Mechanik. Der Kampf an sich ist mal wieder große Klasse. In einem weiten Feld muss sich Snake seinem Mentor stellen. Dummerweise ist Boss im Vorteil, besser ausgebildet und bewaffnet. Deswegen muss Snake erneut durchs Gras kriechen um sie zu überraschen. Aber wie auch schon bei Volgin kann man sich das groß angepriesene CQC echt sparen, weil es einfach deutlich effektiver ist The Boss mit dem Scharfschützengewehr zu überraschen.

Es gibt garantiert ein paar Wahnsinnige, die MGS3 nur mit Hilfe von CQC durchgespielt haben. Es soll ja auch Leute geben, die das erste Resident Evil nur mit dem Messer spielen. Aber so unglaublich stylisch es auch wäre, wenn die letzte dramatische Konfrontation zwischen Snake und Boss nur durch ihre Fähigkeiten im Zweikampf entschieden werden würde, macht es schlicht und ergreifend nicht viel Spaß.

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