Aber wie war das denn jetzt genau? Thomas Gurrath (2. von links... glaub ich) war bis vor 2 Wochen noch Referendar am einem Stuttgarter Gymnasium, seine Fächer: Geschichte, Politik und Ethik. Gleichzeit ist er außerdem der Sänger der Death Metal Band Debauchery (zu deutsch: „Ausschweifung“). Die Musik der Band findet sich auf Youtube, auf ihrer offiziellen Website kann man sich auch ein Video ansehen, welches sich am ehesten als Lesbenporno mit Kunstblut bezeichnen lässt.
Persönlich ist diese Musik nicht wirklich mein Ding. Zwar habe ich durch Brütal Legend mich durchaus für eine Formen des Heavy Metal begeistern können, aber die Musik von Debauchery ist nicht wirklich meins. Das Video, naja, jedem das seine.
Aber wie kam es dazu, dass seine Vorgesetzen überhaupt von seiner Nebentätigkeit erfuhren? Nun, das ist der Punkt der mich erst recht auf dieses Thema aufmerksam gemacht hat. Gurrath sollte in seiner ersten Ethik-Stunde das Thema (Achtung, jetzt kommt's) "Killerspiele" behandeln und allem Anschein nach war seiner Fachleiterin sein Umgang mit der Thematik zu neutral. Als sie dann auf seine Musik zu sprechen kamen beschloss sie wiederum eine Mail an ihren Chef, den Leiter des Staatlichen Seminars für Didaktik und Lehrerbildung Stuttgart, Professor Wolfgang Schöberle. Wie WELT-ONLINE zitiert:
Herr Gurrath konnte mir im weiteren Gespräch nicht deutlich machen, dass er sich im Ernstfall von den Inhalten seiner Songtexte distanzieren würde und vor Kindern und Jugendlichen glaubhaft machen kann, dass er für Gewaltfreiheit als Lehrperson einsteht. Da ein Lehrer - und im besonderen Maße ein Ethiklehrer - nur glaubwürdig sein kann, wenn die im Unterricht vertretenen Inhalte und seine private Lebensführung nicht zu sehr divergieren, halten ... (Name eines Seminarkollegen, Anmerkung der Redaktion) und ich es für bedenklich, wenn Herr Gurrath sein Referendariat weiter fortsetzt.
Es kam zu einem Gespräch mit der Schulleitern und einem Brief vom Regierungspräsidium Stuttgart. Ergebnis: Thomas Gurrath ist kein Referendar mehr, es sei denn er distanziert sich nachweislich von seiner Musik und das für mindestens 3 Jahre bevor er seine Arbeit wieder aufnehmen kann. Ist ne klasse Idee, nich? "Sie dürfen erst wieder als Lehrer arbeiten, wenn sie ihrem anderen Job nachweislich mehrer Jahre lang nicht nachgehen". -_- Die ganze Geschichte könnt ihr bei Welt-Online lesen, jetzt kommt mein Kommentar:
Ich will ganz ehrlich sein:Bis zu einem gewissen Punkt kann ich durchaus nachvollziehen, dass so manches Verwahltungspersonal im Schulsystem nicht sonderlich glücklich darüber ist, dass ein Ethik-Lehrer gleichzeitig als Sänger in einer Death Metal Band arbeitet, ganz besonders bei so... epliziten Videos. Aber es führt uns zu 2 zentralen Punkten:
1. Deutsche Beamte realisieren immer noch nicht den Unterschied zwischen echter und fiktiver Gewalt und, dass man sowohl gegen das Eine sein kann während man das Andere konsumiert.
2. Auch wenn es nicht der zentrale Knackpunkt war, letztlich wurde der Mann gefeuert weil er das Thema "Killerspiele" nicht so behandelt hat wie es seiner Fachleitern gefallen hat. Und das in einer Schule die soviel Wert auf Toleranz und Persöhnlich legt.
Vielleicht wäre Gurraths Umgang mit der Thematik sogar der Ausgangspunkt für ein paar sehr interessante Ethikstunden geworden. Aber daraus wird nichts.
...
Eigentlich sollte dieser Kommentar hier deutlich länger ausfallen. Im Moment bin ich hauptsächlich verärgert über diese Geschichte und weiß wirklich nicht, was ich noch groß dazu sagen soll. Dieser Mann hat mindestens 3 Jahre seines Lebens damit verbracht sich auf diesen Beruf vorzubereiten und jetzt wird er ihm verweigert wegen seines persöhnlichen Geschmacks und einer Arbeit die er liebt. Und das pisst mich an. Nicht zuletzt weil ich selbst gerade selbst auf Lehramt studiere und mich bekanntermaßen mit meiner Meinung nicht gerade hinterm Berg halte.
*Ninja vanish*
Vielleicht solltest du aber nicht immer sagen was du denkst und meinst, in Deutschland kann man halt nur mit lügen, betrügen, schleimen und unterordnen weiterkommen so trauig das auch sein mag.
AntwortenLöschen@Anonym
AntwortenLöschenIch bin zwar Österreicher, aber dann brauch ich auch nicht "weiterkommen". Das ist etwa nicht meine Vorstellung von Leben
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Back to topic... Man sollte bei der Sache, dem "Fall" - wie auch immer -, sich vielleicht schon auch fragen was womöglich alles nicht medial transportiert wurde dabei. So habe ich von Herrn Gurrath selbst noch kein einziges Statement dazu irgendwo lesen können
Das macht mich letztendlich doch sehr skeptisch. Kann dieser sich selbst bloß über seinen Anwalt verteidigen? Was sind dessen Gedanken? Man sieht ja auch Werbung überall von dem und dessen Band. Was soll das? Ich habe mich in den letzten Jahren mit ein paar so international "angegangen Fällen" beschäftigt, und immer kam irgendwann bald ein Statement von der betreffenden Person irgendwo. Immer hat sich die Person wo geäußert - menschlich. Von Herrn Gurath kam da bislang kein Wort direkt. Gurrath wird "Gewaltverherrlichung" vorgeworfen. Jedenfalls informell. Das ist ein strafrechtliches Vergehen in Deutschland. Kam es woanders zu Hausarresten oder Verurteilungen, Namen will ich hier doch keine Nennen - aber es sind international bekannte Leute, nichts. Kein Wort. Trotz Werbung und eigener Homepage nicht.
Hier bislang (leider) nicht. Ich weiß nicht warum, ich weiß nicht was da womöglich noch alles vorgeworfen wird wovon bislang nichts bekannt ist.
Die Vorwürfe bezüglich dem Umgang mit dem Thema "Killerspiele" im Unterricht, dessen Musik und dem einen Video da, das in jeder Hinsicht pornographisch ist, aber so what, sprechen jedoch auch für sich. Die Gewalt, das Blut, ist in dem Video keineswegs mit den sexuellen Handlungen direkt verbunden.
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Gerade ein Spruch wie "jedem das seine", welcher historisch als menschenverachtender Zynismus diskreditiert ist, mag in Deutschland nämlich leider nicht gelten dürfen in einem positiven Sinne.
Ein Kollektivismus wird so gefordert, welcher individuelle Freiheit tendenziell nimmt. Das ist ein Problem, sollen Ausdrucksformen von Meinung getrennt werden
Soll, wie Green Ninja völlig richtig gesagt hat, der Unterschied "zwischen echter und fiktiver Gewalt" noch immer nicht realisiert worden sein
@Anonym: Klingt hart so wie du das sagst, aber ich glaube nicht, dass ich damit aufhören KANN. Ist halt meine Art.
AntwortenLöschen@Pyri: Mann, deine Kommenate sind ja länger als meine Posts.xD
Ich hab ein paar News zu dem Thema gefunden, der Welt-Online Artikel war bisher der ausführlichste. Auf ihrer Website steht ein kleiner News-Beitrag und Links zu Welt und ner Seite names Metal-Hammer, wo's aber auch nicht mehr Infos gab.
"Jedem das seine" hab ich halt geschrieben weil ich jetzt nicht so der Fan von Lesbenpornos mit Kunstblut bin.
Mir geht aber nicht der Gedanke aus dem Kopf, dass gerade die Tatsache, dass er sowas macht eigentlich ein toller Ansatz in einer Ethikstunde wäre. Mal abgesehen davon war es ja ein Gymnasium und keine Grundschule oder sowas. :P
@Green Ninja
AntwortenLöschenNa ja, das Video ist nach dem deutschen Jugendschutz(recht) in jedem Fall jugendgefährdend, weil pornographischer Natur. Nicht nur aus meiner Sicht - dafür gibt es schließlich informelle Richtlinien die Darstellungen von Genitalien betreffend. So was unvoreingenommen zu thematisieren wird auch in einem Gymnasium nicht gehen - zumal hecter specter bei Stigma darauf hingewiesen hat, dass erst letzte Nacht im ZDF (wieder mal) die Pornographisierung der Welt beklagt wurde...
Es gibt ja auch ein nicht unerhebliches Interesse daran Siebzehnjährige als "Kinder" zu definieren...
Oh ha! Hartes Brot. Da fließt das Blut in Strömen, da wird Musik von innen heraus gegrölt, da vergnügen sich Damen mit Liebesspielzeug - und das ist dann einer, der Lehrer werden will. Ganz schlicht, ganz normal.
AntwortenLöschenDas muss die Leute doch schocken. Hinter so einer Fassade erwartet man den blanken Teufel... es ist aber ein Lehrer!
Ich kann mir schon das Entsetzen vorstellen, wenn das Klischee einfach nicht passen will. Andersherum geht es natürlich auch nicht: Ein Lehrer kann nicht auf so einer Bühne stehen. Dass es immer dieselbe Person ist, dass es viele, viele solcher Parallelen gibt, kann die Gutbürgerlichkeit nicht akzeptieren.
Und so wird den Kids in den Schulen wohl ein guter Lehrer entgehen. Dies ist umso trauriger, da es deutsche Realität zu sein scheint.
Warum ist Pornografie jugendgefährdend? Ich mein, ich weiß, dass es das ist, aber warum? O_o
AntwortenLöschen@Green: "Warum ist Pornografie jugendgefährdend?"
AntwortenLöschenWeil es unsere Jugend sexualisiert... so die Experten.
ok was jetzt anders wäre wenn man es nicht als Jugendgefährdend einstuft wüsse ich nicht, denn ab einen Alter besorgt sich die Jugend so oder so Anschauungsmaterial. Der Unterschied zu früher ist nur, dass die Kinder heute nicht mehr in einen Laden gehen müssen um Pornohefte zu klauen sonden sich Pornos aus dem Internet laden.
Hat eigentlich irgendwer die Texte von so nem Song? Ich versteh die fast gar nicht, ich find das faaszinierend, dass die ihn damit festnageln konnten.
AntwortenLöschenDarklyrics hat einiges an Texten. Soweit ich mich erinnere sind es Splattertexte, teils eben auch pornographisch. Ich finde Debauchery irgendwie lustig - manchmal, wenn ich so Phasen habe. Kann ich auch nicht ernst nehmen. Klingt vllt komisch, ist aber eher eine Spaßband für mich.
AntwortenLöschenHier ein Auszug aus dem Text zu "I Will Rape And Murder":
"Murdering, killing, maiming, slaughtering
Butchering, hanging, crippling, raping
Ripping, tearing, crying, dying
Murdering, killing, maiming, and laughing
I will tear your guts out - I will eat your heart
I will kill your father - Your mother is a bitch
Satan rapes your daughter - Burn this fucking witch
Bastard ripped open, time for castrating
The genitals given animal hatchlings for feeding
A spiked club running up into your anus
You are sentenced to suffer from us
..."
Das Thema mit dem Herren Gurrath kam mir gestern auch in den Sinn.
Die Differenzierung von realer und fiktiver Gewalt war mal ein bitterböses Streitthema mit der Mutter meiner letzten Freundin. Sie sieht keinen Unterschied darin einen Menschen mit einer Waffe zu töten oder einen Pixelhaufen mit einem Mausklick. Laut ihr ist die ganze Gamer-Community krank. Mich würde interessieren, was sie von dieser Geschichte gehalten hätte (Metal jeglicher Couleur war ihr ja suspekt, ausgenommen Iron Maiden).
Okay...
AntwortenLöschen1. Ich höre den Song gerade. Und verstehe kein Wort. Da hat wohl jemand SEHR gründlich recherchiert um ihn so anzuklagen.
2. Der Text ist... nicht mein Fall. Auf der anderen Seite bewegt sich der, ähm, Gewaltpegel(?) auf ungefähr dem selben Level wie das Wii-Spiel Madworld. Das war zwar nach ner Weile etwas eintönig, aber durchaus amüsant.
3. Oh, wenn ich genauer hinhören erkenne ich das Wort "Torture", aber da hörts dann auch schon auf. xD
Warum Pornografie Jugendgefährdend ist? Ein Beispiel unter vielen: Weil durch ihre banalisierung die Porno-Rollenbilder immer mehr in Mainstream-Medien einfließen (z.B. Fernsehserien, Musikvideos), und so Frauen zu manipulierten Sexsklavinnen der Männer machen:
AntwortenLöschenHast Du Dich schon mal gefragt, warum in den letzten Jahren immer häufiger minderjährige, heterosexuelle Mädchen sich in der Disco Zungenküsse geben, weil sie glauben, das müssten sie machen, um begehrenswert zu sein? Du würdest Dich wundern, wie viele Jungs inzwischen glauben, Frauen seien grundsätzlich Bi und sowas von ihren Freundinnen erwarten. Überspitzt gesagt: Du bist als Frau nur cool, wenn Du alle Sexuellen Phantasien der Männer zu erfüllen bereit bist (immer schlank sein, aufreizend anziehen, mit der Freundin rummachen). So etwas hat auf die Jugendlichen insbes. (aber bei weitem nicht nur!)der ungebildeteren Schichten einen enormen Einfluss. Das dann ein ETHIK-Referendar solche Tendenzen unterstützt, und, auf die Lesbenszenen in seinem Video angesprochen, noch so hohle Sprüche loslässt wie "was ist an zwei Frauen, die sex miteinander haben, schlimm? Diskriminieren die sich jetzt selbst oder was?", das zeugt schon von sehr viel Unreife, mal ganz von den Kettensägen und Vergewaltigungsphantasien abgesehen, die er in seinen Liedern besingt. Ich habe seine Reaktionen auf die Anschuldigungen gelesen. Er hat kein einziges vernünftiges Argument gehabt, um sich zu rechtfertigen. Nur unreifes Spießer-Penäler gerede. Insofern können wir froh sein, dass solche Leute (noch) nicht zu Lehrern werden können...
Gruß,
Constantin