Montag, 18. Oktober 2010

Kein Russisch

Gestern Abend hatte ich Gelegenheit kurz bei einem Freund das kontroverse Call of Duty: Modern Warfare 2 anzuspielen. Zuerst die Mission "Cliffhanger", in der wir eine verschneite Basis irgendwo in den Bergen Russlands hochjagen um dann eine spektakulären Flucht per Schneemobil zu unternehmen. Der Level war, wie ich es bereits vom ersten Modern Warfare gewöhnt war, ziemlich stylish inszeniert, sah wirklich gut aus und hat sich insgesamt auch sehr solide gespielt. Ich sehe nur einfach noch immer keinen Reiz in Militär-Shootern.

Gleich danach konnte ich die berüchtigte "Kein Russisch"-Mission anspielen, in der sich unser Charakter in eine russische Terrorgruppe einschleusen lässt, die dabei sind Zivilisten auf einem Flughafen abzuschlachten. Da das Abendessen dann irgendwann fertig war, habe ich nur ca. die Hälfte der Mission gespielt, ab dem Punkt, an dem der Flughafen von Sicherheitskräften gestürmt wird. Aber da ich das Level mir bereits als Video angesehen habe, habe ich ansonsten glaube ich nichts wichtiges verpasst.
Es handelte sich übrigens um die deutsche Version, d.h. man nimmt zwar Teil an dem Massaker, kann aber selber keinen Schuss auf die Zivilisten abfeuern.

Als Details zur Flughafen-Mission zum ersten mal "geleakt" wurden, war der Aufschrei natürlich groß. Ich habe mich damals, mit den wenigen Informationen die mir zur Verfügung standen, daran gemacht eine Kolumne zu schreiben, in der ich die Entwickler für ihre Entscheidung verteidigte. Und als das Spiel dann in den Regalen stand, habe ich mich mit den diversen Reaktionen aus Politik und Presse auseinander gesetzt.

Jetzt hatte ich endlich selbst mal Gelegenheit das Spiel zu spielen und.... bin enttäuscht. Wie mein GU-Kollege Sir Uruk bereits in seinem Review schrieb, ist die Szene nicht wirklich beeindruckend. Und jetzt muss ich auch der Kritik der Gamestar/GamePro Redaktion zustimmen, denn das Szenario lässt auch mich völlig kalt. Vielleicht deswegen, weil ich mich vorab schon so intensiv mit dem Level beschäftigt habe. Oder, weil der deutschen Version doch noch der letzte Kick fehlt, weil einem das Spiel zum zuschauen verdammt.


Letztlich würde ich sagen, es liegt in diesem Fall tatsächlich am Kontext der Szene. Denn soviel wie ich bisher vom Plot des Spiels mitbekommen habe, macht das ganze nicht wirklich viel Sinn.

Warum wurde mein Charakter in diese Gruppe eingeschleust? Und vorallem, warum gerade JETZT? Wenn das US-Militär weiß, was für eine verdammte Dreckssau dieser russische Söldner, dessen Name mir gerade entfällt, ist, hätte man dann nicht versuchen sollen ihn gefangen zu nehmen anstatt ihm überall hin zu folgen. Erschießen darf man ihn ja nicht, ich vermute mal, weil man rausfinden möchte wer sein Auftraggeber ist (wie gesagt, ich kenne nicht den ganzen Plot des Spiels), aber irgendwie macht "Kein Russisch" einfach nicht viel Sinn.

Die Szene hat mich einfach nicht berührt. In keinster Weise. Und jetzt muss ich mir ernsthaft die Frage stellen, ob es nicht doch einfach nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit war. Nicht zuletzt, wenn man hört, was es für krasse Szenen im nächsten Call of Duty geben soll.

1 Kommentar:

  1. Berührt hat mich "No Russian" auch nicht, auch als ich freudig in die Menge gehalten habe.
    Es hätte als Mission genauso ein Cinematic sein können, nur macht CoD ja keine Cutscenes.
    Der Level dient im Grunde nur dem Zweck, dass veranschaulicht wird was für eine Drecksau Makarov nicht ist, was er für Geld tut etc. Der Charakter wurde eben rein zur Observation eingeschleust damit man aktuelle Informationen über ihn hat. Und wer weis, vielleicht hatte Sheperd ebenfalls seine Finger im Spiel. Das kann sogar gut sein, immerhin hat er am meisten von dem Gambit profitiert, dass ein Amerikaner auf dem Moskauer Flughafen Leute niedermäht.
    Unterstützt wird das wieder dadurch, dass man kein Russisch sprechen soll. Somit können die Terroristen praktisch von überall her kommen und wenn sie reden, kann man davon ausgehen, dass sie Englisch sprachen.

    Mein Fazit von dem Level war damals folgendes: Es erfüllt seinen Zweck als Storytelling Mittel wurde aber unnötig aufgebauscht. Es hätte gereicht, wenn man knapp vor dem Eintreffen der Polizei den Einstieg gemacht hätte und vorher am Ladebildschirm quasi Livefeeds gezeigt hat die auch den Charakter identifizieren.
    Und wenn man den Level überspringt wird einem sogar ein wichtiges Puzzle des Plots weggenommen (die Motivation der Russen in die USA einzufallen).

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