Donnerstag, 14. Oktober 2010

"Die FSK sind keine pädagogischen Empfehlungen"

Zur Zeit verbringen ich (endlich (?) ) wieder etwas mehr Zeit mit zocken, aber A New Beginning muss jetzt noch ein bisschen warten, denn es gibt wieder ein paar interessante Dinge zu berichten. Dass sich die Piratenpartei jetzt der Indizierung annehmen will ist einen seperaten Post wert, jetzt möchte ich über ein Zitat der Familienministerin schreiben.
Schon letzte Woche habe ich geschrieben, dass unsere aktuelle Familienministerin, Frau Dr. Kristina Schröder, sich die FSK einmal genauer ansehen will, nachdem die F.A.S. einen auf Christian Pfeiffer gemacht hat und gezeigt hat, dass ihnen so einige Bewertungen da nicht passen.

Inzwischen hat Frau Schröder die FSK besucht, so wurde es der Welt über ihren Twitter-Account mitgeteilt. Jetzt kann man sich natürlich die Frage stellen, ob sie da auch einen Lakaien für hat, so wie die, die all die Briefe an sie "beantworten", oder ob sie die selber schreibt, womit sie spontan mehr Medienkompetenz als ihre Vorgängerin beweisen würde. Auf jeden Fall erreichte mich vor einigen Stunden die folgende Nachricht:
Habe gerade die FSK besucht. Vielen Eltern ist nicht bewusst, dass die Altersfreigaben keine pädagogischen Empfehlungen sind.
Habe vorhin schon kurz mit Modgamers drüber gechattet und wir haben uns gefragt was genau das jetzt bedeuten soll. Zuallererst würde ich gerne wissen: arbeiten bei der FSK etwa keine Pädagogen? Soweit ich weiß schon einige. Und aus irgendeinem Grund sogar Vertreter der Kirche. Aber was soll das Gerate? Fragen wir einfach das Internet:
Über 190 Prüferinnen und Prüfer sind ehrenamtlich für die FSK tätig, der Anteil der Prüferinnen beträgt 45 Prozent. Die Prüfer werden zum einen Teil von den Verbänden der Film- und Videowirtschaft, zum anderen Teil von der öffentlichen Hand für jeweils 3 Jahre benannt. Bei der FSK wird täglich in drei parallel arbeitenden Ausschüssen geprüft. Die Prüfer kommen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen und Berufsfeldern. Unter ihnen sind Journalisten, Lehrer, Psychologen, Medienwissenschaftler, Filmhistoriker, Studenten, Sozialarbeiter, Hausfrauen, Richter und Staatsanwälte. Viele haben Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Okay, wenn ich das so lese, dann scheint
es tatsächlich gar nicht so abwegig, dass die FSK möglicherweise nicht gerade dazu prädestiniert ist, pädagogische Empfehlungen auszusprechen. Was befähigt Hausfrauen und Sozialarbeiter einen Film pädagogisch zu empfehlen? Und wäre es dann nicht eben doch sinnvoll, wenn eine pädagogische Empfehlung zusätzlich zur FSK-Wertung vergeben wird? Oder führt das nur zu Verwirrung, weil wir damit effektiv wieder 2 Wertungen haben die den Verbraucher irritieren?

Auf der anderen Seite... woher kommt überhaupt diese Annahme, dass die FSK pädagogische Empfehlungen ausspricht? Wer brachte Frau Schröder auf diese Idee? Brauchen wir so etwas? Ich meine, die Altersfreigaben sind ja nicht zum Spaß da, oder?
Meine Fresse, sind in diesem Beitrag schon viele Fragezeichen, ich muss mal den Schreibstil wechseln...
Wenn eine Institution wie die FSK existiert, die für die Öffentlichkeit verbindliche Freigaben für Filme verteilt, dann ist es doch erstmal völlig egal ob ein Film pädagogisch zu empfehlen ist oder nicht. Ich fürchte mit Frau Schröders Aussage wird ein Thema zur Sprache gebracht, dass eigentlich gar keiner Diskussion bedarf und im schlimmsten Fall nur dazu beiträgt die Arbeit der FSK zu untergraben.

Ich weiß ich habe auch ein paar (Medien-)Pädagogen unter meinen Lesern und wäre an eurer Meinung interessiert.

*Ninja geht A New Beginning spielen*

18 Kommentare:

  1. Für pädagogische Empfehlungen gibts eigentlich die "Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)". Die machen diese lustigen Aufkleber mit "Pädikat Wertvoll" bzw. "Besonders Wertvoll".

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  2. Ich versteh sowieso nicht, was gegen die PEGI einzuwenden ist... wenn ich bei uns im Lager die PEGI Bewertungen so angugge sehen die alle solide aus.

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  3. @Modgamers: den habe ich schon lange nicht mehr gesehen diesen Aufkleber.

    @chaki-chan: Die häufigste Kritik an der PEGI ist, dass die Bewertung durch ausfüllens eines Fragebogens gehandhabt wird nicht von einem Raum voller "Experten".

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  4. Auf The Dark Knight gabs einen solchen Aufkleber, wenn ich mich richtig erinnere. Jetzt ist die Frage, ob FSK16-Filme tatsächlich noch "Pädagogisch wertvoll" sein müssen. Bei The Dark Knight lag es sicher zum größten Teil an dem Medien-Rummel um den (genialen) Jocker-Darsteller.

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  5. @GN
    Werd mich damit mal auseinandersetzen wie das genau funktioniert. Spontan kam mir nur der Gedanke "Ein standartisiertes System gegen Willkür einer nicht näher definierten Gruppe"

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  6. Zum Thema 'pädagogisch wertvoll' bei Filmen noch ein Nachtrag: Filme sind - auch für Kinder - vorallem Unterhaltung und sollen Spaß machen.

    Da passt ein Zitat aus M. Ende "Momo", als Momo einige Kinder fragt, ob es *Spaß* macht, was in den 'Kinderdepos' "gespielt" wird. Eins der Kinder antwortet in etwa, habe den genauen Wortlaut nicht mehr im Kopf: "Darauf kommt es nicht an [das es Spaß macht], sondern das es nützlich für die/unsere Zukunft ist"

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  7. Die Freigaben bescheinigen, dass ein Film keine schädlichen Einflüsse auf die Entwicklung von Kindern/Jugendlichen in der Altersgruppe hat. Damit wird nicht bescheinigt, dass der Film "sehenswert" oder "wertvoll" oder gar "pädagogisch wertvoll" ist.

    Kurzum: auch der mieseste Film kann eine FSK6 Freigabe erhalten, solange darin nichts gezeigt wird, das nach Ansicht der Prüfer/Gutachter die Entwicklung eines ab-6-Jährigen in eine erwachsene, mündige, verantwortungsvolle (etc etc etc) Person beeinträchtigt.

    Ich zitiere Herrn Jürgen Hilse (Vertreter der OLJB bei der USK), zwar hier über Videospiele, aber das ist auch analog auf Filme übertragbar: "Die Freigaben sagen ja nichts über eine pädagogische Eignung eines Spieles aus; die Freigabe ohne Altersbeschränkung soll aber nur signalisieren, dass dieses Spiel entweder nicht jugendschutzrelevant ist (z. B. ein Kartenspiel) oder aber keinerlei Wirkungsrisiken selbst für jüngere Kinder beinhaltet (z. B. ein Mahjongspiel)."

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  8. Ich frage mich halt, wer das eigentlich zur Sprache gebracht hat, dass Frau Schröder das anspricht und ob das der FSK gut tut, jetzt darüber zu reden.

    btw.: So viele Kommentare *freu*

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  9. chaki-chan:"Spontan kam mir nur der Gedanke "Ein standartisiertes System gegen Willkür einer nicht näher definierten Gruppe""
    Nicht nur dies sondern auch, dass bei USK\FSK die Regeln wie was eingestuft wird nicht öffentlich sind.
    @Green: Vermutlich hat sie dies immer selbst gedacht... War es beim AAW? Oder einer sonstigen dieser Gruppen bei der man sich aufgreregt hat, dass ein ab 0 Freigegebenes Spiel von den Kindern Garnicht gespielt werden kann, da zu komplex\schwer\ usw...
    .
    Da wundern einen doch nicht, dass selbst Politiker nicht wissen was die Freigaben bedeuten.
    Da sie von der C Partei kommt ist es nicht verwunderlich, dass der Frau Medienkompetenz fehlt. (Moment dies sind ja nur Nebelkerzen...) ;-P
    .
    Happy Coding.

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  10. @TRB: gibt es echt diese Beschwerden über USK 0? Ich meine das war ja von vornerein zum scheitern veruteilt.

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  11. FSK/USK nein, Pegi Ja... das ist mir alles zu kurz gedacht. Viel mehr sollten wir uns Gedanken machen, was das für Konsequenzen hat. Welche Schlüsse wird unsere Familienministerin daraus ziehen? Was bedeutet das für die FSK (und somit auch die USK)? Was bedeutet das für den Jugendschutz allgemein?

    Das sind doch die eigentlichen Fragen.

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  12. @Grenn Ninja
    Der Vorwurf gegenüber Pegi ist nicht richtig. Der Fragebogen der Publisher dient nur als Basis für die Bewertung. Man gibt den Herstellern damit die Möglichkeit ihre Sicht auf die Alterseignung mit einfließen zu lassen. Die Spiele werden trotzdem noch von entsprechenden Administratoren überprüft und schließlich das Ganze von NICAM und VSC kontrolliert. Die können dann immer noch ihr Veto einreichen und den Verkauf sogar komplett stoppen.

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  13. @Green: Ja die gabs mal, aber wir haben auf Stigma darum nicht so viel Wind gemacht. Ich hab schon gesucht, aber nichts mehr darüber gefunden könnte schon mehr als ein Jahr her sein. Vermutlich war die Aussage von keiner relevanten Person und man es deswegen nicht weiter beachtet ^^
    Es gibt ja auch diese eine Seite die Spiele nach "pädagogischen" Punkten einstuft (wie heißt die nur?) und angibt ab wann Kinder das Spiel beherschen können.

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  14. Nein also, die netten "Wertvoll"-Prädikate aus Wiesbaden sind auch keine pädagogischen Kennzeichen. Um Himmels Willen :-) Die bekamen doch sogar Rambo 1+3 ;-) Wo sich zu deren Zeit in den Feuilletons dementsprechend auch aufgeregt wurde ;-)
    Ich denke es ist eher an eine Positivprädikatisierung dabei zu denken wie sie in Österreich über ein Ministerium erfolgt. Der Deutsche Computerspielpreis geht problematischer Weise aber ja in diese pädagogische Richtung. Zusätzlich gibt es zum Beispiel noch den vielleicht etwas missverständlich benannten "Pädi"-Preis. Den gab es in Silber auch mal für "Guild Wars"
    MendienpädagogInnen würden sich sicher freuen, wenn es da noch was Staatliches gäbe. Würde ich auch begrüssen - vielleicht könnte man so auch was beim großen Computerspielpreis machen, dahingehend dass Erwachsenenspiele dort anerkannter werden

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  15. Ähm... Entweder bin ich mit dem falschen Fuß aufgestanden und denke gerade verquer, oder ich verstehe das tatsächlich so, wie es gemeint ist, und muss euch ein wenig die Party verderben... *g*

    So, wie ich das verstehe, sagt Frau Twitterministerin etwas, das unserer Sache zu gute kommt: "Wusstet ihr, dass Eltern sich beruhigt gegen die Entscheidung der FSK lehnen können, da die FSK wohl kaum weiß, wie sie die Kinder jedes einzelnen zu erziehen haben?" Oder anders gesagt: Die FSK-Zeichen sind nicht so wichtig, dass sie riesig nach vorne auf's Cover müssen.

    Denn die FSK spricht keine pädagogischen Urteile aus, das sagt sie auch selbst. Wieso sollte sie es auch? Geht das überhaupt? Manche Filme ab 0 sind nichts für Kinder, und mancher ab 12-Film kann sich ein aufgeweckter 8-jähriger problemlos angucken. Und... auf mich wirkt der Tweet der Ministerin tatsächlich so, als rufe sie Eltern dazu auf, selber nachzudenken. Anders als eine gewisse Vorgängerin, die davon ausging, dass alle Welt so wenig Medienkompetenz habe wie sie, weshalb man riesige Warnhinweise braucht.

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  16. pyri: Waswiewo? Wir haben ein Ministerium? :D

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  17. @Sir D.
    So kann man es natürlich auch sehen. Aber man könnte es auch anders verstehen, insofern, dass Frau Schröder an der Arbeit der FSK noch "Verbesserungen" vornehmen kann.

    Klingt beides gar nicht so unplausibel.

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  18. Die andere Bedeutung sehe ich einfach nicht...

    "Vielen Eltern ist nicht bewusst, dass die Altersfreigaben keine pädagogischen Empfehlungen sind." = Denkt selbst nach, beschäftigt euch damit, statt blind Filme einzulegen.

    Schlüssig.

    "Vielen Eltern ist nicht bewusst, dass die Altersfreigaben keine pädagogischen Empfehlungen sind." = OMG, was die machen ist ja absolut gar nichts wert, wir müssen da was ändern.

    Äääähhh... wieso? Hätte sie das aussagen wollen, hätte sie es vollkommen anders formulieren müssen.

    *medienwissenschaftlicher Germanistikstudent over and out ;-p*

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