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Kein guter Anfang für die Winterferien ...
Die neuste Aktion des Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden war nicht nur erfolg-, sondern auch geschmacklos. Dass diese Menschen furchtbares durchmachen mussten steht außer Frage, aber das öffentliche Einsammeln und Vernichten von ihnen unbeliebten Medien, Kulturgut, hinterlässt hoffentlich nicht nur bei mir einen unangenehmen Nachgeschmack. Ich bin überrascht, dass sich, außerhalb der deutschen Gamer-Community, niemand getraut hat die Mitglieder des AAW auf dieses prekäre Detail hinzuweisen.
Fast noch mehr Sorgen bereitet mir aber, wie die BZ bewusst Informationen hierzu unterschlägt. Mehrere Bild- und Videobeweise belegen, dass am Ende nicht mehr als vier Spiele im Container landeten. Eines war eine Spende der Piratenpartei, was allerdings nicht dazu gedacht im Container zu enden, sondern damit sich das AAW einmal ein besseres Bild von Medium machen kann. Zwei weitere wurden im Auftrag des ZDF in den Container geworfen, damit diese Videomaterial für ihre Reportage hatten, davon war eines sogar noch eingeschweißt, d.h. Neuware. Es waren also weder „vor allem Jugendliche“, noch war das „umstrittene Counter-Strike“ dabei.
Des weiteren blamierte sich das Aktionsbündnis mit der Aussage, es gehe nur um „Spiele die vom US-Militär entwickelt wurden um die Gewalthemmschwelle zu senken“. Solche Spiele existieren aber nicht. Das Spiel „America's Army“, der einzige Titel an dem das US-Militär beteiligt war, ist nichts weiter als ein Werbeprodukt und noch dazu kostenlos erhältlich.
Wenn das AAW zukünftige 'School Shootings' verhindern will, dann sollte es besser über ernsthafte Lösungen nachdenken und keinen Verschwörungstheorien hinterher jagen.
Konrad Huber
Mit einem Plakat ruft das Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden auf: „Familien gegen Killerspiele!“.
Zu der Veranstaltung am Samstag, 17. Oktober 2009 steht auf dem Platz vor der Staatsoper in Stuttgart ein Container bereit. Gesammelt werden Spiele, die das Töten von Menschen simulieren!.
Bei dieser Aktion, die von 10 Uhr bis 19 Uhr stattfindet, ist eine Lostrommel aufgestellt. Direkt nach dem Einwurf können die Personen ein Los ziehen. Hauptgewinn ist ein Trikot der deutschen Fussball-Nationalmannschaft auf dem sich die Unterschriften des aktuellen Kaders befinden. In diesem Trikot haben sich die Kicker erst am vergangenen Wochenende für die WM in Südafrika qualifiziert.
Ich möchte nicht behaupten, dass ich in irgendeiner Weise nachvollziehen kann was diese Menschen durchgemacht haben. Es muss furchtbar sein, seine eigenen Kinder begraben zu müssen. Aber das....das geht einfach zu weit.
Der Vergleich ist sicher fieß und vermutlich auch nen Tick zu geschmacklos, aber die sammeln die Spiele sicher nicht um sie zurück in den Laden zu bringen. Garnicht auszudenken, was für familiäre Katastrophen das auslösen kann, wenn übereifrige Mütter sich der Spielesammlung ihrer Sprößlinge annehmen, nur um diese dann in einen Container zu entsorgen.
Man merkt übrigens, dass das AAW gemerkt hat, dass sie gegen die Waffenlobby nicht ankommen. Deswegen stürzen sie sich wieder auf die Zocker.
Das Plakat ist auch grauenvoll. Einmal abgesehen davon, dass mich das Männchen doch stark an das unten abgebildete Logo erinnert, ist die Zusammenstellung einfach nur grotesk. Anscheinend vergessen die Leute so langsam, worum es in diesen schröcklichen Spielen geht, deshalb muss soviel Gewalt wie möglich aufs Plakat. Blutflecken, Pistolen, ein Fadenkreuz; "Seht Ihr! Gewalt! Verbieten! Jetzt!"
Update:
Ich habe gerade auf den Senden-button geklickt.
Sehr geehrte Mitglieder des AAW,
zu Beginn möchte ich gleich eines loswerden. Ein Tod in der Familie ist immer tragisch, umso mehr, wenn es Kinder trifft. Es ist ein Verlust den niemand erleiden sollte. Ich spreche ihnen hiermit mein Beileid aus.
Am besten ich stelle mich Ihnen zuerst vor. Mein Name ist Konrad Huber, ich bin Student und ein großer Fan von Videospielen aller Art. Ich könnte nun an diesem Punkt versuchen Ihnen meinen Standpunkt zum Thema Videospiele klar zu machen, so, dass sie sehen, was Leute wie ich so faszinierend an dem Medium finden und warum wir gegen das von ihnen angestrebte Verbot sind. Aber leider haben Sie in der Vergangenheit mehrmals klar gestellt, dass Sie daran nicht interessiert sind. Sollte ich hiermit falsch liegen, so bitte ich um Entschuldigung. Sollten Sie tatsächlich an einem Dialog mit Videospielfans wie mir interessiert sein, so lassen Sie es mich bitte wissen.
Nun zum eigentlichen Grund meiner Mail. Heute Abend erfuhr ich von ihrer Aktion "Familien gegen 'Killerspiele' ". Als Abonnent ihres Newsletters habe ich schon von einigen Aktionen erfahren, die ich als sehr fragwürdig empfand, nicht zuletzt die Tatsache, dass ihre Unterschriften Aktion andauerend verlängert wird, was, soweit ich weiß, irgendwie nicht im Sinne des Konzeptes ist. Aber diese neuste Aktion, welche Sie für den kommenden Samstag angekündigt haben ist einfach nur noch geschmacklos.
Fangen wir an bei dem Plakat. Haben sie Angst, dass ihre Unterstützer vergessen, worum es ihnen geht? Natürlich gibt es Videospiele in denen es sehr gewalttätig zugeht, aber ihr Poster ist einfach nur grotesk. Pistolen, Fadenkreuze und Blutspritzer, das sind Stilmittel die ich Frontal 21 oder BILD zugetraut hätte, aber ihre gesamte Vereinigung verliert dadurch seine Glaubwürdigkeit und kann nicht mehr ernst genommen werden.Sie machen sich damit nur lächerlich.
Die Aktion selbst ist einfach nur abartig. Wie stellen sie sich vor, dass das ablaufen wird? Glauben sie, da kommt dann die ganze Familie und die Eltern sehen stolz dabei zu, wie ihre Kinder die grausamen Spiele in den Container werfen? Sie wissen genauso gut wie ich, dass das nicht der Fall sein wird. Höchstwarscheinlich werden besorgte Eltern ihren Sprößlingen die Spiele abnehmen, egal ob diese nun alt genug dafür sind oder nicht, und entsorgen, da es ja nur "zu ihrem besten ist".
Was habe sie dann eigentlich vor mit den gesammelten Spielen? Etwa verbrennen? Ich muss Ihnen hoffentlich nicht sagen, was für einen Eindruck, so eine Aktion in meiner Generation macht. Ein gesamtes Medium wird hier an den Pranger gestellt und möglichst viele Exemplare sollen öffentlich zerstört werden. Bei so etwas kann ich nur traurig den Kopf schütteln.
Nochmal: ich kann die Tragödie die ihnen wiederfahren ist in keinster Weise nachfühlen. Und ich hoffe, dass so etwas wie Winnenden nie wieder vorkommt, so, dass nicht noch mehr Familien den Schmerz erleiden müssen, den Sie erlitten haben. Aber glauben Sie allen Ernstes, dass sie solche Dinge verhindern können, in dem sie einen Kreuzzug gegen das Hobby einer ganzen Generation führen? Indem Sie Spiele und Spieler gleichermaßen an den Pranger stellen?
mfg Konrad Huber
Das musste ich einfach loswerden.